Sie waren nur 20 Kilometer voneinander entfernt untergebracht, hatten aber dennoch keine Möglichkeit, sich mal auf eine Apfelschorle zu treffen. Während Mike Hanke seit Dienstag mit der deutschen „U 21“ –National-Mannschaft im Leverkusener „Lindner Hotel“ logiert, weilt Hamit Altintop bereits seit Montag mit dem türkischen Nachwuchs in Bergisch-Gladbach. Beide telefonierten vorgestern miteinander, „wir haben uns gegenseitig geärgert“, berichtet der Blondschopf.
Seit der Auslosung vor einem Monat fiebern die zwei Schalker Youngster dem Duell zwischen Adler und Halbmond entgegen. „Wir haben uns in der letzten Woche ein bisschen heiß gemacht und ein paar Sprüche geklopft“, berichtet Hanke, der sich von Altintop anhören musste, dass die Türken doch bitte schön favorisiert seien. „Wir haben in der Gruppe sieben Spiele gewonnen und uns nur ein Unentschieden geleistet, dabei England und Portugal hinter uns gelassen. Das will schon was heißen“, bekräftigt der Ex-Wattenscheider. „Das ist ein starker Gegner, aber wir müssen uns damit abfinden. Wenn Hamit sagt, sie sind besser, dann halte ich dagegen: Wir sind besser“, erwidert Hanke.
Nur der Sieger des Achtelfinal-Play-Offs (Hinspiel Freitag um 20.30 Uhr in der BayArena, Rückspiel am Dienstag in Istanbul) qualifiziert sich für die „U 21“ –EM, die im nächsten Frühsommer vor der „richtigen“ Europameisterschaft ausgetragen werden soll. „Der Mike war nach der Auslosung nicht so begeistert, weil wir zwei Heimspiele haben werden“, geht Altintop von einer großen türkischen Anhängerschaft in einer voraussichtlich ausverkauften BayArena aus.
Die beiden S04-Hoffnungsträger sind nach Formkrise (Hanke) bzw. Verletzung (Altintop) gerade bestens drauf. Besonders bei Hanke zeigt die Formkurve stetig nach oben, ausgelöst durch das „Augen öffnende Gespräch mit Jupp Heynckes“ (RS berichtete). „Wenn der Trainer gesagt hat, er ist nicht so mit Talent gesegnet, dann hat das vielleicht auch mit Provokation zu tun. Ein junger Spieler muss gereizt werden“, kann Altintop den plötzlichen Wandel beim Stürmer nachvollziehen. „Mike arbeitet in den letzten Wochen super, ist total fleißig und wurde dafür ja auch mit seinen Toren belohnt. Er hat das Zeug zum Torjäger und kann ein Spiel allein entscheiden. Er hat das Zeug dazu, ein guter Bundesliga-Spieler zu werden.“
Der Mittelfeld-Stratege selbst ist kein Typ, der einen Tritt in den Allerwertesten braucht. „Ich bin super ehrgeizig, musste nach meiner Verletzung vom Trainer sogar gebremst werden“, hätte Altintop am liebsten schon vor knapp zwei Wochen gegen Bayern auf dem Platz gestanden. Per Umweg über die S04-Amateure gelang die schnelle Rückkehr in die Profi-Truppe, in neun Tagen beim Heimspiel gegen Rostock dürfte Altintop wieder zur ersten Elf gehören.
Zuvor aber zählt nur der Erfolg fürs Heimatland, das Hamit im Sommer 2004 so oder so vertreten möchte. „Die EM wäre ein Traum, aber ich möchte Fall spielen. Falls ich oben keine Chance habe, dann ist es mir lieber, bei der U 21 zu bleiben“, wägt Altintop sorgfältig zwischen A-National-Mannschaft und „Unterbau“ ab. Denn: „Wir haben eine super Truppe, mit der wir es zur EM packen können und da auch vorne landen können, um eventuell zur Olympiade zu fahren.“
Mit derlei Gedanken beschäftigt sich Hanke nicht. Das Schalker Hemd ist dem Torjäger derzeit näher als die Hose mit den schwarz-rot-goldenen Sternen. „Ich habe mich am Dienstag mit Uli Stielike unterhalten und ihm gesagt, dass für mich im Moment Schalke wichtiger ist. Er hat die Entscheidung akzeptiert“, wird Hanke wie erwartet auf seine Teilnahme bei der „U 20“ –WM in den Vereinigten Arabischen Emiraten (19.11.-19.12.) verzichten.