"Er hat Probleme mit der Muskulatur", lautete die erste Diagnose von Coach Fred Rutten. "Ich bin kein Arzt, daher kann ich noch nicht sagen, ob er am Sonntag wieder dabei sein kann." Gestern die Bestätigung: Kuranyi fehlte bei der Abschlusseinheit um 14 Uhr und trat die Reise nach Mannheim zum Spiel bei der TSG Hoffenheim gar nicht erst an.
Ein dummer Zufall? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass sich Kuranyi nur vor einem Platz auf der Bank drücken will! Der wieder einmal tief in der Formkrise steckende Stürmer musste spätestens beim 1:0 vor einer Woche gegen Hertha BSC erkennen, wie leicht zu ersetzen er doch ist. Als Rutten ihn zur Halbzeit auswechselte und für ihn Halil Altintop brachte, lief das Schalker Offensivspiel wesentlich flüssiger. Keine Frage, dass der S04-Coach auch in Hoffenheim der Dreierspitze mit Altintop, Jefferson Farfan und Gerald Asamoah vertraut hätte - auch ohne Kuranyis Ausfall.
Für den bei der Nationalmannschaft ausgemusterten 26-Jährigen wohl der vorläufige Tiefpunkt in seiner wechselvollen Karriere. Wegen seiner respektablen Quote von 46 Bundesligatoren in den vergangenen dreieinhalb Jahren galt er stets als kaum antastbar. Kuranyi spielte zwar viel zu oft unterirdisch, doch seine fußballerischen Mängel konnte er meist mit seiner Stärke bei Kopfbällen ausgleichen. Dieser Bonus, der bei Mirko Slomka noch über alles zählte, ist inzwischen aufgebraucht. Nun scheint auch Rutten, der Kuranyi bisher stets den Rücken stärkte, von ihm abzuweichen. Mit sechs Treffern in der laufenden Saison ist Kuranyi zwar vor Farfan immer noch der beste Schalker Torschütze, doch dem vom Holländer gewünschten schnellen Flachpassspiel in die Spitze steht er mit seinen technischen Defiziten im Weg.
Vor allem angesichts der offenen Frage, ob und wann der noch bis 2010 laufende Vertrag mit ihm verlängert wird, ist seine Position im Team von großer Bedeutung. In der Rückrunde werden die Karten neu gemischt. Kuranyi hat mit seiner Flucht von der Nationalelf, aber auch schon auf Schalke (Auswechslung beim Pokalspiel in Köln) bewiesen, dass er einen Platz auf der Bank (oder der Tribüne) nicht akzeptieren kann. Kämpft er sich im neuen Jahr zurück in die erste Elf und trifft wieder, wird Manager Andreas Müller ihn trotz aller Kritik von außen halten wollen. Wird Kuranyi allerdings zum Edelreservisten, dann droht Ärger.