Denn während die Gastgeber aus einer Fülle von Torchancen vor allem im ersten Durchgang nichts machten und somit kein Kapital aus ihrer bisher besten Offensivleistung der Saison schlugen, zeigte der Gast vom Rhein gnadenlos, wie man es macht. Marcel Koller: „In der ersten Halbzeit hat Leverkusen dreimal aufs Tor geschossen - zwei Bälle waren drin.“
Und so gewann am Ende vor 25.000 Besuchern der Gast und katapultierte sich damit auf den zweiten Tabellenrang. Nach dem Spielverlauf muss dies Bayer-Trainer Bruno Labbadia offensichtlich schon ein wenig peinlich gewesen sein. Denn seine ersten Worte auf der Presekonferenz galten nicht seinem Team sondern dem VfL: „Bochum hat keine Sekunde aufgegeben, immer konsequent weiter gespielt. Heute muss der Zuschauer beiden Mannschaften ein Kompliment machen.“
Beim VfL wird man sich darüber aber nicht richtig freuen können. Lag man doch nach sechs Minuten ausgerechnet durch eine Situation zurück, vor die der Trainer seine Spieler noch am Vortag eindringlich und unter Mithilfe von Videoaufnahmen hingewiesen hatte. Koller: „Mich nervt es, wenn wir dann einen Freistoßtreffer genau so bekommen, wie wir es besprochen haben. Das darf nicht passieren.“
Als dann auch noch Renato Augusto den Ball aus 23 Metern in den Winkel donnerte, schallte es schon wieder von den Rängen: „Wir wollen euch kämpfen sehen!“ Was offensichtlich in Fankreisen nichts anderes bedeutet als: „Wir sind verzweifelt und müssen Luft ablassen.“
Die Mannschaft fand ein anderes Rezept. So knallte Kaloglu den Ball aus 20 Metern so vehement aufs Tor, dass Adler ihn nur noch an den Pfosten lenken konnte. Zu schnell war der Schuss auch für die ARD-Sportschau, die diese Szene und weitere einfach unterschlug. Bis zur Pause hatte der VfL ein halbes Dutzend erstklassiger Möglichkeiten. Koller: „Wir haben sehr viel Aufwand betrieben, aber der Ball wollte einfach nicht ins Tor.“
Als Adler mit einer weiteren Glanztat nach einem abgefälschten Freier-Schuss den längst fälligen VfL-Treffer verhindert hatte, gab es zur Halbzeit für den kämpfenden VfL ein gellendes Pfeifkonzert zur „Belohnung“. Und als dann noch Patrick Helmes aus dem Nichts zum 3:0 traf, lebten die Horror-Szenarien aus der Vergangenheit wieder auf.
„Pro und Contra Koller“ behakte sich verbal auf den Rängen. Und während Oliver Schröder bei seiner Einwechslung (54.) mit einem gellenden Pfeifkonzert begrüßt wurde, badete Fanis Gekas in minutenlangen Ovationen. Dies in einer Phase, als der VfL unverzagt weiter kämpfte und sich durch Freier, Azaouagh und Yahia regelmäßige Einschussmöglichkeiten erspielte.
Fast wäre das Team auch noch belohnt worden. Denn als Sestak und Kaloglu innerhalb von 120 Sekunden lange Versäumtes endlich nachholten, brannte es in den Schlusssekunden im Bayer-Strafraum lichterloh. Fast wäre Freier trotz Unterzahl (Rot für Yahia) der hochverdiente Ausgleich auch gelungen. Bruno Labbadia: „Wir haben zu wenig Fußball gespielt, hatten zu wenig Ballbesitz. Die Gegentore haben am Ende ganz schön genervt. Großes Kompliment an Bochum.“
Lob hatte auch Marcel Koller für seine Spieler parat. Aber gegen abgezockte Leverkusener reicht es eben nicht, wenn man aus zwölf Großchancen nur zwei Treffer macht.