Nur zweieinhalb Wochen nach seiner Operation am rechten Mittelfuß, den er sich am 8. Juli im Testspiel bei der Spielvereinigung Erkenschwick gebrochen hatte, arbeitet Schalkes etatmäßige Nummer eins im Trainingslager in Stegersbach schon wieder auf dem Platz. Nachdem sich Neuer in den ersten Tagen in Österreich mit Kraft- und Koordinationsübungen bescheiden musste, arbeitet er seit Donnerstag mit Fitness-Coach Elliott Paes an seinen Reflexen. Barfuß und den angeknacksten rechten Flunken nur mit einem Pflaster bedeckt, muss sich Neuer auf einen Gymnastikhocker knien, um rechts und links nach den Bällen zu greifen. „Das ist zwar ungewohnt und etwas umständlich, aber es macht Spaß, mal wieder im Tor zu stehen“, lachte der 22-Jährige.
Um bei der Rückkehr ins S04-Gehäuse vielleicht ein paar Tage herausschlagen zu können, hat Schalke für ihn ein neuartiges Ultraschallgerät bestellt. Mit dem schon als „Wundermaschine“ bezeichneten unscheinbaren kleinen Kasten kann die Fraktur in Neuers Knochen direkt bestrahlt werden. Mindestens zwei Monate Pause hatten seine behandelnden Mediziner bei optimalem Heilungsverlauf vorausgesagt, somit wäre Neuer frühestens Anfang September wieder einsatzbereit. „Die Ärzte sagen, dass es bisher sehr gut aussieht. Die Schwellung ist schon zurückgegangen und ich habe keine Schmerzen mehr. In drei bis vier Wochen wird der Fuß geröntgt. Danach weiß ich mehr, wann ich wieder spielen kann“, meint Neuer.
Ins Trainingslager ist er bewusst mitgefahren, um erstens bei der Mannschaft zu sein und zweitens die Rundumversorgung durch den großen Betreuerstab um Vereins-Doc Bernd Brexendorf nutzen zu können. „Ich hätte auch in Gelsenkirchen bleiben und mich im Medic.os behandeln lassen können. Aber dann hätte ich in der nächsten Woche, wenn wir wieder zuhause sind, den Therapeuten wechseln müssen. Das wollte ich nicht“, erklärt Neuer, der täglich zwei Einheiten im Kraftraum absolviert.
Wer ihn in den ersten Saisonspielen vertreten wird, darüber hat sich der 22-Jährige keine Gedanken gemacht. Er ist klug genug, um nicht Partei für einen seiner Statthalter Mathias Schober und Ralf Fährmann zu ergreifen. „Das steht mir nicht zu. Beide sind gute Torhüter, Schobi hat natürlich mehr Erfahrung und schon etliche Bundesligaspiele auf dem Buckel. Ralle hat dafür alle Junioren-Nationalmannschaften durchlaufen“, sieht Neuer bei beiden Konkurrenten ausreichend Qualitäten, um ihn würdig vertreten zu können.
Nachdem Fährmann am Dienstag gegen die Auswahl des Bahrain fehlerfrei hielt, war Schober am Samstag gegen Besiktas Istanbul an der Reihe. Trotz des noch offenen Rennens um den Platz im Schalker Tor gibt es zwischen den Kontrahenten keinerlei Disharmonie. „Wir sind viel zusammen und trainieren meist separat vom Rest der Truppe. Wenn wir uns da nicht untereinander verstehen würden, wäre das Betriebsklima ja gleich gestört“, gibt Schober zu bedenken.
Für den 32-Jährigen spricht die Routine und die Tatsache, dass er vor einem Jahr genau für den Fall von Hansa Rostock zurück ins Revier geholt wurde, um im Falle einer Verletzung Neuers einzuspringen. Der 13 Lenze jüngere Fährmann, sicher ein großes Talent, hat bisher noch nicht unter Beweis stellen können, dass er dem erhöhten Druck in der höchsten deutschen Spielklasse Stand halten kann. „Ich will in der Bundesliga spielen, das ist mein Job“, mag Schalkes A-Junioren-Meister von 2006 Schober aber keineswegs freiwillig den Vortritt lassen.
Trainer Fred Rutten hat sich bisher noch nicht dazu geäußert, wem er im ersten Pflichtspiel, der Pokalaufgabe am 9. August beim FC Homburg, den Vorzug geben will. Dass es auf Schober hinauslaufen wird, deutet sich aber an.