Sie gilt als die älteste Fanfreundschaft der Bundesliga. Die Verbindung zwischen Anhängern des FC Bayern München und dem VfL Bochum hält bereits seit fast 50 Jahren. Wir schauen zurück - und nach vorn – mit dem Mann der ersten Stunde.
Ralf „Lobo“ Wolf erholt sich gerade zuhause von den Folgen einer Operation. Aber vor dem Heimspiel des VfL Bochum gegen den FC Bayern München hatte der pensionierte Polizist dennoch viel zu tun. Zahlreiche Medien wollten von dem VfL-Anhänger wissen, wie das damals begann, mit der Fanfreundschaft zwischen dem VfL Bochum und dem FC Bayern.
Wenn von Fanfreundschaften im deutschen Fußball die Rede ist, dann zumeist von der zwischen dem FC Schalke 04 und dem 1. FC Nürnberg. Es ist die am breitesten verwurzelte Verbrüderung zweier Fanszenen in Deutschland. Sie zieht sich über Generationen hinweg über die gesamten Fanszenen beider Klubs.
Das Copyright auf die erste Fanfreundschaft hat sie aber nicht. Die nahm ihren Ursprung im November 1972 und begann spätestens am 26. Mai 1973. Damals durfte der VfL-Fanclub Bochumer Jungen vor der 1:5-Niederlage der Westfalen in München eine Ehrenrunde über die Tartanbahn im frisch bezogenen Olympiastadion laufen. Sie präsentierten damals ein riesengroßes Banner mit der Aufschrift „VfL-Fanclub grüßt FC Bayern“.
Doch wie kam es dazu? Nach dem Hinspiel Ende November 1972 jagten VfL-Anhänger einige Bayern-Fans durch Bochum, wollten ihnen an die Wäsche. Das bekamen der erste und bis dahin einzige Bochumer Fanclub mit. Sie stellten sich schützend vor die Bayern und nahmen sie mit in ihre Stammkneipe. Nach ein paar gemeinsamen Bier ging es für die Münchener zurück in die Heimat.
Beim Rückspiel gab es dann eine Art Gegeneinladung. Und das besagte Spruchband. Wolf war damals dabei. Das Banner hütet der Vorsitzende des Fanclubs Bochumer Jungen immer noch in einer Metallkiste in seinem Keller.
Auf beiden Seiten sind auch bereits einige Fans verstorben. Aber wir haben immer noch Kontakt zum Beispiel zu den Fanclubs Südkurve ‘73 und den Red Angels
Ralf "Lobo" Wolf
Und wie steht es heute um die Fanfreundschaft? „Sie ist natürlich nicht mehr so intensiv wie früher“, sagt Wolf. „Auf beiden Seiten sind auch bereits einige Fans verstorben. Aber wir haben immer noch Kontakt zum Beispiel zu den Fanclubs Südkurve ‘73 und den Red Angels.“ Es sei nachteilig gewesen, dass beide Vereine zuletzt mehr als ein Jahrzehnt nicht in einer gemeinsamen Liga gespielt haben. Aber die Ultras halten die Verbindung aufrecht. „Und auch wir hatten immer mal wechselseitige Besuche, zum Beispiel wenn der FC Bayern hier gegen Schalke oder den BVB gespielt hat.“ Umso mehr hatten sie sich in Bochum nach dem Aufstieg auf das Wiedersehen und eine große Party in dieser Saison gefreut. Ausgerechnet jetzt macht aber das Coronavirus den Fans einen Strich durch die Rechnung. Bereits das Hinspiel in München fand unter Corona-Bedingungen statt. Für das Rückspiel am Samstag haben die Bayern-Fans 400 Tickets von den 8.500 zugelassenen Zuschauern erhalten. „Das ist schade, zudem haben auch schon einige befreundete Bayern-Fans aus gesundheitlichen Gründen abgesagt“, sagt Wolf.
Auch er wird sich von den Folgen seiner Operation noch etwas erholen und will sich das Spiel deswegen wohl zuhause anschauen. „Diesmal wird es also kein Wiedersehen geben“, bedauert Wolf. „Aber die große Wiedersehensfeier holen wir dann – den Klassenerhalt vorausgesetzt – in nächsten Saison nach.“