Da hatte der MSV über fast 90 Minuten nahtlos an die guten und unerwartet erfolgreichen Auswärts-Spiele angeknüpft und dicht vor einem lebensnotwendigen Dreier gestanden. Aber nach dem späten Sestak-Ausgleich tritt man im Abstiegskampf weiter auf der Stelle. Doch die Ursache für das Verbleiben im Keller lässt sich vor allem am Torverhältnis ausmachen. Denn mit 29 Treffern verfügt der MSV hinter Hansa Rostock (26) über den zweitschlechtesten Angriff nach 30 Ligarunden. Lediglich Arminia Bielefeld ist ähnlich erfolglos.
Und ein Blick auf die bisher erzielten MSV-Tore ist auch ein Spiegelbild der Partie in Bochum. Denn der MSV hatte, knapp gerechnet, ein halbes Dutzend hochkarätiger Möglichkeiten. Coach Rudi Bommer: "Ich sage nicht 100prozentige, sondern 200prozentige. Wir hätten einen zweiten Treffer nachlegen müssen."
Die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor, wo Rene Renno allerdings auch seine Sache ausgezeichnet machte, war praktisch Fehlanzeige. Und da passt es eigentlich ins Bild, dass der einzige Treffer der "Zebras" ausgerechnet aus einer Entfernung fiel, die eigentlich keinen ernsthaften Torschuss zulässt. Aber Claudiu Niculescu wuchtete einen Freistoß aus rund 35 Metern in den rechten Winkel - ein Glücksschuss, was auch die TV-Kameras bewiesen. Aber verdient war er allemal. Denn die Bochumer, die auf ihre verletzten Kreativspieler Azaouagh und Ono verzichten mussten, und die Christoph Dabrowski und Thomas Zdebel ohne Spielpraxis aufs Feld schickten, hatten nach guten zehn Minuten mit zwei Großchancen völlig abgebaut und in der Folgezeit am Spiel weitgehend nicht mehr teilgenommen. Marcel Koller: "Wir haben zu wenig Leidenschaft gezeigt und viel zu lange gebraucht, um gefährlich zu werden."
Mit den Pausen-Umstellungen - Epalle für Auer und Schröder für Zdebel - änderte sich das, und dies war auch der Grund, warum sich der VfL den späten Ausgleich regelrecht erarbeitete und auch verdiente. Aber Koller gestand ein: "Hätten wir einen zweiten Gegentreffer kassiert, wären wir nicht mehr zurückgekommen."
Während der MSV nun vier Spieltage vor dem Saisonende einen Rückstand von drei Punkten auf den rettenden 15. Platz aufweist, sorgte der spektakuläre Sestak-Kopfball sechs Minuten vor dem Spielende dafür, dass der VfL mit elf Punkten Vorsprung und dem besten Torverhältnis aller Abstiegskandidaten auf die Zielgerade geht. Im Klartext: Nur, wenn der VfL keinen einzigen Zähler mehr holt und einer der letzten drei Kellerkinder alle vier Spiele gewinnt, könnte es den VfL noch erwischen. Ein wahrlich abenteuerliches Szenario!
Der MSV dagegen hat nur noch dann eine Chance, wenn es endlich gelingt, in der heimischen Arena den Bock umzustoßen. Ein Heimspiel zu gewinnen, indem man die vorhandenen Chancen auch nutzt. Ob dies allerdings ausgerechnet am kommenden Sonntag gegen Bayer Leverkusen gelingt? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.