Schalke 04 hat in dieser Woche von der DFL ohne Bedingungen und Auflagen die Lizenz für die kommende Saison erhalten. Die Meldung, die vor wenigen Jahren noch für große Erleichterung rund um den Schalker Markt gesorgt hätte, verkommt in diesem Jahr zu einer reinen Randnotiz. Dank der Champions League, in der bisher 35 Millionen Euro eingenommen wurden und im Juni noch weitere fünf Millionen aus dem UEFA-Prämientopf, hinzu kommen werden, stießen die Königsblauen finanziell in neue Dimensionen vor. Das macht mutig und erhöht bei dem Verein, der noch bei der Verpflichtung von Marcelo Bordon und Rafinha auf einen Privatkredit von Aufsichtsratchef Clemens Tönnies angewiesen war, deutlich die Liquidität.
Obwohl die weitere Konsolidierung weiterhin an erster Stelle steht, soll mit der zusätzlichen "Kohle" im nächsten Jahr der Abstand zu den Bayern weiter verkürzt werden. Dafür ist man in Gelsenkirchen, beziehungsweise in der Schalker Machtzentrale in Rheda-Wiedenbrück, bereit, so tief wie noch nie in der Vereinsgeschichte in die Tasche zu greifen. Mindestens zehn Millionen Euro stehen Manager Andreas Müller für Verpflichtungen bereit. Diese Summe nannte Clemens Tönnies im Gespräch mit RevierSport - und schloss darin auch die Verpflichtung eines sogenannten Krachers nicht mehr aus. Herr Tönnies, greift Schalke in der neuen Saison die Bayern an? Wir werden sicher investieren können und werden uns daneben auch weiter konsolidieren. Was bedeutet das?
Das heißt, wir werden weiter schön darauf achten, dass wir uns nicht überfordern. In der Winterpause sind mit Albert Streit, Vicente Sanchez und Ze Roberto bereits drei Spieler verpflichtet worden, Mesut Özil wurde nach Bremen verkauft.
In welcher Preisklasse darf sich der neue Trainer nach Verstärkungen umsehen?
Der Aufsichtsrat ist gewillt, einer Investition auch im zweistelligen Millionenbereich zuzustimmen. Ist die Zeit auf Schalke damit nun reif für einen der sogenannten Kracher?
Wer mit dem Geld verpflichtet wird, entscheidet die sportliche Leitung.
Wo sehen Sie denn den dringendsten Bedarf?
Eigentlich in der Offensive, aber seit Dienstag weiß ich das nicht mehr so genau (lacht). Bei diesen Summen dürfte es nicht schwer sein, Fred Rutten aus Enschede loszueisen. Wann kommt er?
Ich halte mich immer daran, was vereinbart ist. Ich kann noch keinen Namen nennen, weil noch nichts fest ist. Aber ich gehe davon aus, dass in den kommenden Tagen die Zusage unseres Wunschkandidaten kommt. Bei der Zustimmung zur Entlassung von Mirko Slomka kam es mir auch entscheidend auf die Alternativen an. Mir sind für die neue Saison durch den Vorstand insgesamt drei Alternativen aufgezeichnet worden, mit denen wir im Aufsichtsrat zufrieden waren. Ich gehe davon aus, dass wir auch eine der drei Personen verpflichten.
Sie gelten nicht als Freund schneller Trainerentlassungen, haben ein Trainer-Hopping für Schalke stets abgelehnt. Warum haben Sie dennoch der Interimslösung mit Mike Büskens und Youri Mulder sechs Spieltage vor dem Ende der Saison zugestimmt?
Die Kernfrage für mich war und ist, dass wir hier nicht mehr bei dem ersten Wind den Trainer austauschen wollen. Deswegen habe ich auch so lange zu Mirko gehalten. Wenn wir den Champions League Platz sichern, dann hat das sicherlich auch etwas damit zu tun, dass wir hier einen guten Trainer hatten. Die Frage ist eben, und die kann man nicht mehr beweisen, wären wir mit Mirko wieder in die Champions League gekommen, oder nicht?
Sie glauben nicht?
Das ist letztendlich hypothetisch. Es war eine Entscheidung der sportlichen Leitung. Und das ist Andreas Müller. Er hat mich am Samstagabend nach dem Spiel gegen Bremen angerufen und gesagt, er sei zu dem Entschluss gekommen, mit Mirko Slomka nicht weiterzumachen. Ich habe ihm gesagt, schlaft noch eine Nacht darüber. Aber wenn das auch die einstimmige Entscheidung des Vorstands ist, dann müsst ihr es so machen. Dennoch trage ich diese Entscheidung voll mit.