Die Freude über den Rekord und die erhoffte „Initialzündung“ fiel verhalten aus. Klar, sie waren bei Bayern München schon erleichtert und zufrieden ob der beruhigenden Erkenntnis, dass sie noch gewinnen können. In den Applaus über das souveräne 3:1 (2:1) über Tottenham Hotspur, mit dem der Rekordmeister als erste deutsche und als insgesamt siebte Mannschaft die Vorrunde der Champions League mit sechs Siegen aus den sechs Gruppenspielen beendete, mischte sich aber auch die Sorge um Kingsley Coman - die sich erst in der Nacht zu Donnerstag etwas legte.
Der Franzose hatte die Bayern in der 14. Minute in Führung gebracht, zehn Minuten später gab bei einem Spurt zur Seitenlinie plötzlich sein linkes Knie nach, der Franzose sackte zu Boden. Er humpelte gestützt von Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller Wohlfahrt vom Platz. Allem Anschein nach mit einer schweren Knieverletzung - doch später gab es leichte Entwarnung. Es handle sich um einen „Kapseleinriss im linken Knie“, teilten die Bayern mit: „Das Knie wird für einige Zeit mit einer Schiene ruhiggestellt.“ Zudem ist die Bizepssehne gezerrt und das Kniegelenk gestaucht. Die letzten drei Bundesligaspiele in diesem Jahr wird Coman definitiv verpassen.
Comans Verletzung drückte auf die Stimmung bei den Bayern, sie „überschattet das ganze Spiel“, sagte Trainer Hansi Flick. „Da können wir nur die Daumen drücken, dass das nicht allzu schlimm ist. Das sah nicht supergut aus“, ergänzte Thomas Müller. Immerhin: Auf das Spiel der Münchner, die bereits Niklas Süle und Lucas Hernandez als langfristige Ausfälle beklagen, hatte die Auswechslung von Coman keine Auswirkungen. Auch, weil die Spurs wie angekündigt nicht in Bestbesetzung antraten.
Flick durfte deshalb trotz aller Sorgen um Coman und weiterhin erkennbarer Probleme in der Defensive ein wenig durchatmen angesichts der zwei Niederlagen zuvor in der Bundesliga gegen Leverkusen und in Gladbach (jeweils 1:2). Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Ryan Sessegon (20.) schossen der für Coman eingewechselten Müller (45.) und der von Beginn an aufgebotene Philippe Coutinho (64.) die Münchner zum verdienten Sieg - auch ohne die Mitwirkung von Robert Lewandowski.
Der polnische Torjäger, zuvor drei Spiele lang ohne Treffer geblieben, wurde diesmal nicht benötigt, der erhoffte Sieg, von Müller bereits vor dem Spiel als „Initialzündung“ klassifiziert, trat dennoch ein. „Es hat nicht alles zu hundert Prozent geklappt“, konstatierte Flick, aber seine Mannschaft habe abermals „mutig nach vorne verteidigt“ - und vor allem aber: „Es war das Entscheidende und Wichtige, dass wir es geschafft haben, unsere Chancen zu einem Sieg zu nutzen.“
Das ist eine gute Basis, aber noch lange keine Voraussetzung für die einkalkulierten neun Punkte gegen Werder Bremen, beim SC Freiburg und gegen den VfL Wolfsburg, mit denen die Münchner die Hinrunde beschließen wollen. Danach wird zunächst mal entschieden, wie es mit Flick weitergeht. Im Februar dann spielen die Münchner als Gruppensieger im Achtelfinale der Champions League gegen Real Madrid, den FC Chelsea, die SSC Neapel, Atletico Madrid, Olympique Lyon oder Atalanta Bergamo.
Wer es wird, ist Flick egal. „Wie es kommt, so kommt es. Fertig. Aus.“ sid