Das Siegtor in der 83. Minute war in diesem hochspannenden Nordduell bereits das zweite Tor für den Nationalspieler des Kosovo. Denn bereits in der 13. Minute verhalf ihm ein Eingriff des Videoassistenten zu einem Handelfmeter. Nach einer Stunde intervenierte der Mann in Köln erneut und verhinderte nach einem Abseitstor von Jeffrey Bruma zumindest vorerst das Wolfsburger 2:2.
So wiederholten sich vor 26 012 Zuschauern die Ereignisse: Die zumeist überlegenen Wolfsburger glichen durch Wout Weghorst (36.) und William (73.) zweimal aus - und lagen dann nur kurze Zeit später wieder zurück. Denn Leonardo Bittencourt per Flugkopfball (39.) und erneut Rashica trafen für an diesem Abend hocheffiziente Bremer.
Bei den „Wölfen“ blieb somit nur drei Tage nach dem Europa-League-Erfolg in der Ukraine eine starke Energieleistung unbelohnt. Werder dagegen zeigte von der Körpersprache und der Entschlossenheit her genau die benötigte Steigerung gegenüber den vorangegangenen Rückschlägen gegen Freiburg oder Schalke.
Wie Fußballspiele in den Zeiten des Videobeweises verlaufen können, zeigte sich auch in dieser Partie schon früh. Nach einem Freistoß von Leonardo Bittencourt und einem Torschuss von Yuya Osako kam Wolfsburgs Kapitän Josuha Guilavogui mit der Hand an den Ball. Alle Bremer forderten sofort einen Handelfmeter, auch Trainer Florian Kohfeldt gestikulierte wild an der Seitenlinie herum. Schiedsrichter Robert Kampka ließ zunächst weiterspielen, aber schon da gab der Vierte Offizielle dem protestierenden Coach am Spielfeldrand zu verstehen: Wir überprüfen das. Und so kam es dann auch: Kampka unterbrach das Spiel, entschied auf Elfmeter, Kohfeldt entschuldigte sich beim Assistenten draußen per Handschlag - und Rashica traf.
Werders Trainer hatte schon vor diesem Spiel eine hörbar andere Tonart angeschlagen. Die routinierten Stammkräfte Sebastian Langkamp und Nuri Sahin mussten auf die Bank. Die Spieler durften nach dem Abschlusstraining in Bremen erst in die Kabine, nachdem der Trainingsplatz restlos aufgeräumt war.
Trotzdem schafften es die noch am Donnerstag in der Europa League geforderten Wolfsburger, diesen motivierten Gegner zeitweise gehörig unter Druck zu setzen. Ein Kopfball von Joao Victor berührte schon früh die Latte des Bremer Tores (5.). Noch einmal der Brasilianer (17.) sowie Guilavogui (44.) vergaben zwei weitere Großchancen. In beiden Fällen parierte Torwart Jiri Pavlenka enorm reaktionsschnell, was ebenfalls den Bremer Fortschritt bezeugte. Denn der Tscheche war in den vorangegangenen Wochen noch ein großer Unsicherheitsfaktor.
Wolfsburg war auch nach der Pause überlegen - und das obwohl zehn von elf Spielern in der Anfangsformation erst drei Abende zuvor gegen PFK Olexandrija den Einzug in die K.o.-Runde der Europa League perfekt gemacht hatten. Trainer Oliver Glasner brachte dazu noch zum ersten Mal in dieser Saison den lange verletzten Daniel Ginczek, der VfL schaffte sogar zum zweiten Mal noch den Ausgleich - doch stand am Ende trotzdem mit leeren Händen da. Werder zeigte genau die Eiseskälte, die diesem Team zuvor über Wochen gefehlt hatte. dpa