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Beim VfB gefeiert, bei 96 kritisiert
Der Abstieg des Horst Heldt

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Horst Heldt war einmal der gefeierte Meister-Manager des VfB Stuttgart. Jetzt macht man auch ihn bei Hannover 96 für den drohenden Abstieg mitverantwortlich. Im Duell mit seinem alten Verein könnte sich für Heldt schon am nächsten Sonntag diese Saison entscheiden.

Immerhin: Es läuft in diesen Tagen nicht alles schlecht für Horst Heldt. Wenn sich der viel kritisierte Sportchef von Hannover 96 mal wieder an die erfolgreichen Anfänge seiner Managerkarriere erinnern will, muss er dazu nur am kommenden Sonntag durch das Stadion des nächsten Gegners spazieren. Dort hängen immer noch die Fotos, die Heldt und den VfB Stuttgart vor zwölf Jahren beim Gewinn der deutschen Fußball-Meisterschaft zeigen.

«Natürlich erinnert sich jeder gerne daran und es gibt den schwachen Moment, in dem man mal darüber nachdenkt», sagte Heldt am Donnerstag. «Aber unsere Situation hier steht klar im Vordergrund. Es geht nur darum, alles dazu beizutragen, dass wir in Stuttgart erfolgreich sind», sagte Heldt mit Blick auf das richtungsweisende Kellerduell beim VfB Stuttgart am Sonntag (15.00 Uhr/Sky).

Auf seine Zeit beim FC Schalke 04 wird der 49-Jährige im Moment auch immer wieder gestoßen. An den Gerüchten über eine Rückkehr war zwar nie etwas dran. Aber immerhin schnitt er in den Vergleichen sehr gut ab, die mehrere Medien zwischen seiner Amtszeit und der seines Nachfolgers Christian Heidel zogen. Danach hat Heldt in den Jahren 2011 bis 2016 einen Transferüberschuss von 33 Millionen Euro erwirtschaftet und mit den Schalkern dreimal die Champions League erreicht. Heidel dagegen machte seit 2016 ein Minus von rund 40 Millionen und kündigte am Samstag als Tabellen-14. seinen Rückzug an.

All diese Geschichten zeigen: Horst Heldt hat in der Bundesliga noch immer einen guten Ruf. Zur Wahrheit gehört aber auch: Dieser Ruf hat in den vergangenen Monaten in Hannover schwer gelitten. Dazu muss noch nicht einmal eine Transferbilanz des Tabellenvorletzten erstellt werden, das bestätigt der Clubchef Martin Kind von ganz allein. «Diese Mannschaft ist von Breitenreiter und Heldt zusammengestellt worden», kritisierte der Präsident, als er sich im Januar mit seinem Manager und vor allem mit seinem damaligen Trainer über die Verpflichtung weiterer Spieler stritt.

Gegenüber der «Sport Bild» legte Kind in der vergangenen Woche nach: «Die beiden haben mir immer gesagt: Machen Sie sich keine Gedanken. Mit dem Abstieg werden wir nichts zu tun haben.»

Die Realität sieht nach 23 von 34 Spieltagen aber anders aus. Hannover steht auf einem Abstiegsplatz und hat nur eines der vergangenen zwölf Spiele gewonnen. Ausgerechnet in seiner alten Heimat Stuttgart könnte sich für Heldt und 96 an diesem Sonntag der weitere Verlauf der Saison entscheiden. Sollte Hannover gewinnen, würden sie zum ersten Mal seit drei Monaten die beiden Abstiegsplätze verlassen. Sollte Hannover verlieren, wäre der VfB als direkter Konkurrent schon fünf Punkte entfernt. «Da müssen wir bestehen», sagte Heldt. «Sonst sind wir wahrscheinlich schon weg.»

Dem zweifachen Nationalspieler wird in Hannover vieles vorgeworfen. Dass er im Zuge des großen Umbruchs im vergangenen Sommer zu viele Transferflops wie Bobby Wood, Kevin Wimmer oder Takuma Asano geholt habe. Oder dass er bei 96 nicht mehr voll bei der Sache sei. In der vergangenen Saison wurde er zunächst mit dem 1. FC Köln in Verbindung gebracht. Danach wollte er selbst zum VfL Wolfsburg wechseln. Beides hat dem Vertrauen in seine Arbeit schwer geschadet.

Martin Kind vertraut Heldt weiterhin

Ob das nun Zufall ist oder nicht: Die lauteste Kritik an Heldt kommt von Leuten, die sich mit dem Klubchef gut verstehen. Der frühere 96-Stürmer Dieter Schatzschneider sagte vor laufenden Sky-Kameras: «Wir haben hier ganz schlaue Leute, die holen sich irgendwelche Leute.» Der 60-Jährige spielte damit auf Heldts Transferpolitik an und das Pikante daran ist: Schatzschneider arbeitet als Talentscout für den Verein und ist einer der engsten Ratgeber von Martin Kind.

Trotz allem vertraut der Präsident dem Urteil seines Managers aber immer noch. Es war Heldt, der den Impuls zur Trennung von Trainer André Breitenreiter gab. Und es war Heldt, der sich für Thomas Doll als Nachfolger aussprach. Zumindest offiziell gilt, dass Kind auch im Fall eines Abstiegs an dem bis 2021 gebundenen Sportchef festhalten will. «Sollten wir absteigen, gibt es auch für Heldt die Chance, den Wiederaufstieg zu organisieren», sagte er der «Sport Bild».

Die Frage ist nur, ob der das dann auch will. Ob sich ein Manager, der schon einmal einen Meister- und mehrere Champions-League-Kader zusammengestellt hat, mit der Zweiten Liga anfreunden kann. In der Talkshow «Sky90» wurde Heldt etwas Ähnliches gefragt: Warum er sich nach Erfolgen in Stuttgart und Schalke nun die Zustände in Hannover antue. Seine Antwort war: «Es ist schon eine außergewöhnliche Herausforderung. Aber ich mag außergewöhnliche Herausforderungen. Dieser Verein hat es verdient, dass man um ihn kämpft.» dpa

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