FStürmer Paco Alcacer erzielte die letzten beiden Treffer, die den BVB an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga hievten.
Favre hatte an großen Teilen seines Personals des 7:0-Sieges gegen Nürnberg festgehalten. Dan-Axel Zagadou blieb in der Innenverteidigung, Achraf Hakimi Rectsverteidiger. Der nach Sperre wieder einsatzbereite Abdou Diallo musste mit der Position des Linksverteidigers Vorlieb nehmen. Die Offensive? Blieb unangetastet. Lief ja gut gegen Nürnberg.
Doch diese Leistung sich offenbar keineswegs leicht nach Leverkusen transferieren. Denn der BVB bekam in der ersten Halbzeit kaum einen Fuß an den Boden – oder viel mehr den Ball. Leverkusen brillierte nicht, entfesselte sich aber stets sehr gekonnt aus den Dortmunder Versuchen, die Räume eng zu machen und dem Ball habhaft zu werden. Schwarz-Gelb kam stets eine Idee oder wenigstens einen Schritt zu spät, ohne allerdings dem Gegner eine Vielzahl an Chancen zu gewähren.
Für die erste gefährliche Szene sorgte Zagadou, der nach einem Eckstoß den Ball knapp am eigenen Tor vorbei bugsierte (7. Minute). Ein Dortmunder Doppel-Stolperer brachte Bayer dann in Front: Zunächst fiel Manuel Akanji aus noch ungeklärter Ursache vornüber auf den Rasen, dann rutschte Hakimi auf dem feuchten Rasen aus. Die so entblößte rechte Seite nutzte Lucas Alario für eine Hereingabe, die Mitchell Weiser direkt und von jenseits der Strafraumgrenze ins Tor jagte (9.). Hübsches Tor. Rückstand für den BVB. Ein ungewohntes Gefühl. Zuletzt gab es das am ersten Spieltag gegen Leipzig.
Die Borussia versuchte sich an einer schnellen Antwort, fand sie aber nicht. Einen Schuss von Christian Pulisic parierte der Leverkusener Torwart Lukas Hradecky ebenso sicher (11.) wie deutlich später den Freistoß von Marco Reus (36.). Zwischen diesen beiden Szenen ereignete sich erstaunlich wenig in beiden Strafräumen. Bis nach einem Leverkusener Eckstoß am Fünfmeterraum des BVB das Chaos ausbrach, der Ball da lag, ihn aber kein Gelber wegbefördern konnte oder wollte. So gelangte schließlich Jonathan Tah auf Zuspiel von kai Havertz an den Ball und beförderte ihn zum 2:0 ins Tor (39.). Verdiente Führung.
Doch diese erste Halbzeit erwies sich lediglich als hübscher Prolog zu einer spektakulären und atemlosen zweiten Halbzeit. Dortmund spielte nach vorn, drängte nun vehementer auf ein Tor. Erster Ausdruck dessen: Die bis dahin beste Chance durch Reus, der nach Vorlage von Jacob Bruun Larsen über das Tor schoss (48.). Allerdings öffnete der BVB auch Räume. Einen Schuss von Julian Brandt parierte Dortmunds Torwart Roman Bürki überragend (50.), ein Flachschuss von Kevin Volland aus 18 Metern klatschte gegen den Innenpfosten, Zagadou verhinderte den Nachschuss Alarios (54.) und auch einen Schlenzer von Havertz wischte Bürki hinfort (57.). Der Schlussmann hielt seine Vorderleute im Spiel. Und die dankten es ihm.
Bruun Larsens Versuch von der Strafraumgrenze geriet trotz großer Freiheiten noch zu ungena, Hradecky parierte (62.). Doch binnen vier Minuten drehte die Borussia die Partie. Nach einem Volleyschuss von Reus, den Leverkusens Torwart mit Mühe hielt, staubte Bruun Larsen aus Zentimeter-Entfernung zum Anschlusstreffer ab (65.). Den BVB durchströmte nun deutlich mehr Energie. Doch Sieg und Niederlage lagen nur Bruchteile auseinander. Havertz kam frei zum Kopfball, schloss aber unpräzise ab, Bürki ergriff die Chance, einen Konter einzuleiten. Reus spielte auf den eingewechselten Sancho, Sancho auf Reus – und der Ball landete im Tor (69.). 2:2. Eine kaum für möglich gehaltene Rückkehr in dieses Spiel. Zumal: Der ebenfalls eingewechselte Paco Alcacer die Führung auf dem Fuß hatte, doch Jonathan Tah fälschte den Schuss noch entscheidend ab (72.).
Doch der Moment des spanischen Torjägers sollte noch kommen. Später, entscheidender, schöner. Seinen Siegtreffer initiierte erer selbst als Teil einer geschmeidigen und schnellen Kombination am Leverkusener Strafraum. Ebenfalls beteiligt: Sancho, Reus, Hakimi. Dessen scharfe Hereingabe stupste Alcacer, vor wenigen Wochen erst vom FC Barcelona ausgeliehen, mit dem Fuß ins Tor. Vom Innenpfosten sprang der Ball über die Linie (85.). Und auch die Schlusspointe war dem Spanier vorbehalten. Weil Hradecky seinen Arbeitsplatz zur Verstärkung der Leverkusener Offensive verlassen hatte, stürmte Alcacer auf das leere Tor zu Aus 20 Metern schob er ein. 4:2. Ekstatisch geriet der Jubel vor dem Gäste-Block. Kurze Zeit später sangen sie dort: „Spitzenreiter, Spitzenreiter!“
Autor: Daniel Berg