Wen wähle ich jetzt eigentlich zum Fußballer des Jahres?
Diese Wahl, die das Fußball-Fachblatt Kicker alljährlich von Deutschlands Sportjournalisten vornehmen lässt, hat eine schöne lange Tradition. Gestimmt werden darf für deutsche Spieler sowie für ausländische Bundesliga-Profis. Der Erste, dem diese Ehrung im Jahr 1960 zuteil wurde, war der große Uwe Seeler.
Aber nun? Nach diesem Auftritt der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland?
Habe deshalb mal bei Twitter gefragt, wen ich wählen sollte. Es kamen Vorschläge wie Nils Petersen und Sandro Wagner. Fidele Menschen wiesen auch auf Axel Bellinghausen und Oliver Kirch hin. Es gab aber auch ernstgemeinte Empfehlungen. Eine davon: Toni Kroos.
Ein Kollege von einer Nachrichten-Agentur meinte, es könne keinen anderen geben. Kroos habe mit Real Madrid nun schon zum dritten Mal nacheinander die Champions League gewonnen, mit seinem späten Siegtor im zweiten Gruppenspiel gegen Schweden für den einzigen deutschen WM-Höhepunkt gesorgt – und er hätte schon 2017 gewählt werden müssen, als die Auszeichnung von Philipp Lahm zum Karriere-Ende tatsächlich auch als Ehrung fürs Lebenswerk verstanden werden konnte.
Auch bei Toni Kroos lief bei der WM einiges schief
Aber ich weigere mich. Der eine geniale Moment gegen Schweden darf nicht alles verschleiern, was auch bei Toni Kroos während dieser Weltmeisterschaft schief lief.
Fans des FC Schalke 04 haben eine Alternative gefunden, und sie erschien mir auf Anhieb sympathisch. Ich wollte erst die WM abwarten, hatte diesen Namen aber vor einigen Wochen auch schon in Erwägung gezogen: Naldo. 35 Jahre alt, bester Abwehrspieler der Bundesliga, unerschütterlich, grundanständig. Sogar ein Fan von Borussia Dortmund hob zu dieser Idee anerkennend den Daumen.
Ein Kritiker wies darauf hin, dass bei dem Deutsch-Brasilianer im Bewertungszeitraum der Nachweis herausragender Klasse in internationalen Spielen fehlt. Stimmt. Ich werde trotzdem für ihn votieren. Denn ich will unbedingt ein Vorbild wählen.