Es lässt sich nicht leugnen, dass diese Saison die Angestellten von Borussia Dortmund vorsichtig gemacht hat. Um nicht zu sagen: sehr vorsichtig. Dabei ließe sich das vorliegende Zahlenwerk durchaus mit größerer Zuversicht beurteilen: Drei Spieltage vor dem Ende dieser Saison in der Fußball-Bundesliga weist die Tabelle einen Vorsprung von fünf Punkten auf den ersten Platz aus, der nicht in die Champions League führt. Die TSG Hoffenheim belegt ihn – und empfängt die Borussia am letzten Spieltag.
Respekt vor Hoffenheim ist beachtlich
Der BVB, der am Sonntag (18.00 Uhr/ live in unserem Ticker) beim SV Werder Bremen antritt, hat es in der eigenen Hand, das Saisonziel zu erreichen. Doch er blickt sich mit einem etwas mulmigen Gefühl um. „Wir wollen am Ende nicht das entscheidende Spiel in Hoffenheim haben“, mahnt Nationalspieler und Vize-Kapitän Marco Reus. Was ist das? Angst vor Hoffenheim?
Fakt ist: Der Respekt vor dem letzten Gegner ist beachtlich. Aber die Vorsicht ist auch – oder eher: vor allem – einer Art Skepsis sich selbst gegenüber geschuldet, die nach dem Verlauf dieser Saison als durchaus angebracht gelten darf, weil die Mannschaft in schönem Wechsel höchst fragwürdige Leistungen und sehr ansprechende Darbietungen zu einem unvorhersehbaren Gefühlschaos zusammenmischte.
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Beispielhaft sind die vergangenen zwei Spiele: leblos im Derby gegen Schalke (0:2), mitreißend entschlossen gegen Leverkusen (4:0). „Gegen einen direkten Konkurrenten zu gewinnen, war wichtig für den Kopf“, sagte Marco Reus nach dem Spiel und hofft, dass von „den zwei Gesichtern“ des BVB in dieser Saison nur noch eines zu sehen sein wird. Zumindest wähnt er mit dem Sieg gegen Leverkusen das Gerede beendet, „dass wir keinen Charakter und keine Mentalität hätten“.Zorc plädiert für Demut und Zurückhaltung
Ob dieser Rückschluss statthaft ist, wird sich allerdings in den ausstehenden Spielen noch zeigen müssen. Allein schon, um den Showdown in Sinsheim zu verhindern. „So wie Hoffenheim im Moment spielt, werden sie weiter siegen“, mutmaßt Reus über die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann, die seit acht Spielen ungeschlagen ist. Das Rennen um die Millionen bringende Königsklasse sei daher für Schwarz-Gelb „weiterhin gefährlich“.
Auch Michael Zorc plädiert in der entscheidenden Saisonphase für Demut und Zurückhaltung. „Das wird eng. Wir haben ein relativ schweres Restprogramm mit zwei Auswärtsspielen – eines davon auch noch beim direkten Konkurrenten Hoffenheim“, warnt der Sportdirektor explizit. Zu oft schon in dieser Spielzeit glaubte er die Mannschaft auf dem richtigen Weg, ehe sie dann doch wieder durchs Unterholz rumpelte. „Hoffenheim hat sich in den letzten Wochen wieder komplett zurück ins Rennen geschossen und ist in einer sehr guten Verfassung. Wir sind noch längst nicht durch.“
Das macht die Partien vorher in Bremen (nur noch theoretisch vom Abstieg bedroht) und zuhause gegen Mainz (akut vom Abstieg bedroht) umso bedeutsamer. Denn: Nur mit zwei Siegen geht Dortmund sicher dem befürchteten Saison-Finale aus dem Weg. Es ist also Vorsicht geboten.