Auf dem Centre d'Etrenament, dem Trainingszentrum des andorranischen Fußballverbandes, war es am Dienstagabend mal wieder so weit. Paris Brunner erzielte beim 2:0-Sieg gegen Andorra ein Tor für die deutsche U19-Nationalmannschaft. Ein Gefühl, das der 18-Jährige in der letzten Zeit nur selten zu spüren bekam.
Im Nachwuchs von Borussia Dortmund traf Brunner in den vergangenen Jahren beinahe wie er wollte. Doch mit seinem Wechsel zur AS Monaco samt Leihe zu Cercle Brügge im Sommer erlahmte der Aufstieg des gebürtigen Dortmunders.
Beim belgischen Erstligisten soll Brunner in dieser Saison Spielpraxis sammeln und sich für höhere Aufgaben in Monaco empfehlen. So der Plan, der in den ersten Monaten noch nicht aufgegangen ist. In der Liga wartet der Angreifer nach 14 Spieltagen noch auf sein Startelf-Debüt.
Erst drei Joker-Einsätze über 67 Minuten sammelte er, blieb dabei ohne Torbeteiligung. Bei seinen Einwechslungen zieht Miron Muslic, Trainer des abstiegsbedrohten Vereins, dem Talent häufig andere Spieler vor. Nur in der Conference League durfte Brunner einmal von Beginn an ran - zur Pause musste er wieder aus.
Da hilft es Brunner auch nicht, dass Monaco-Trainer Adi Hütter sich die Partien von Cercle teilweise anschaut. Denn die "tollen Anlagen", die Hütter beim früheren BVB-Stürmer sieht, kann dieser aktuell nicht auf dem Rasen zeigen. "Er ist groß und physisch stark, gleichzeitig sehr wendig und verfügt über die nötigen technischen Qualitäten, um auf verschiedenen Angriffspositionen spielen zu können", schwärmte Hütter noch vor einiger Zeit im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Für Brunner ist die aktuelle Phase die erste schwierige Prüfung seiner jungen Karriere. Diese hatte rapide an Fahrt gewonnen, als Brunner im vergangenen Jahr die deutsche U17 zum EM- und WM-Titel führte. Bei beiden Turnieren wurde als er bester Spieler ausgezeichnet.
Wir hätten Paris gerne langfristig an Borussia Dortmund gebunden, leider wollte er den von uns aufgezeigten Weg nicht mitgehen
Sebastian Kehl
Es folgten erste Profikader-Nominierungen beim BVB, das Seniorendebüt im Drittliga-Team - aber auch Disziplinlosigkeiten neben dem Rasen und ein zäher Vertragspoker. An dessen Ende stand der Abschied. Die Ansprüche der Spielerseite waren den Westfalen offenbar zu hoch. "Wir hätten Paris gerne langfristig an Borussia Dortmund gebunden, leider wollte er den von uns aufgezeigten Weg nicht mitgehen", erklärte Sportdirektor Sebastian Kehl im Rahmen des Abschieds.
Aus sportlicher Sicht war der Abgang für den BVB verkraftbar. Nach 30 Toren in 46 U19-Einsätzen konnte Brunner nicht dafür werben, schon in dieser Saison regelmäßig Spielzeit zu erhalten. In Brügge gelingt ihm das offenbar auch noch nicht, während die Lage bei den Borussen gerade günstig wäre. Aufgrund der zahlreichen Personalprobleme durften zuletzt reihenweise Talente Profiluft schnuppern.