Bei Hannover 96 ist derzeit Geduld gefragt. Die Bundesliga-Mannschaft muss nach einer Niederlagenserie noch auf den Klassenerhalt warten, Manager Horst Heldt auf seine Beförderung zum Geschäftsführer. Was noch zu Jahresbeginn als reine Formalie galt, ist mittlerweile eine Hängepartie mit offenem Ende.
"Andere Sachen sind wichtiger, es gibt da keine Eile", beschwichtigt der 47-Jährige, doch es geht auch um Macht und Verantwortung bei den Niedersachsen. Denn der Ex-Nationalspieler wäre mit Präsident Martin Kind sowie Björn Bremer dann bereits der dritte 96-Geschäftsführer. Und es ist schwer einzuschätzen, ob der dominante Kind wirklich bereit ist, Befugnisse abzugeben.
Heldt liebäugelte mit Köln-Job
Dabei hatte der millionenschwere Unternehmer Ende vergangenen Jahres Heldt den klubinternen Aufstieg im Zusammenhang mit dem Werben des 1. FC Köln um den 96-Manager in Aussicht gestellt. Quasi als Entschädigung für sein Veto gegen einen Wechsel in die Domstadt, den Heldt, im benachbarten Königswinter geboren, als "Herzensangelegenheit" bezeichnet hatte.
Meriten hat Heldt an der Leine auf jeden Fall erworben. Nach seinem Amtsantritt vor 13 Monaten ersetzte er den glücklosen Trainer Daniel Stendel durch Andre Breitenreiter, durfte mit den Norddeutschen den Aufstieg feiern und bastelte einen Kader zusammen, der bis vor wenigen Wochen im sicheren Bundesliga-Mittelfeld seinen Platz gefunden hatte.
"Horst Heldt gebührt ein großer Anteil am Verlauf dieser Saison", sagte 96-Kapitän Philipp Tschauner über den einstigen Mittelfeldspieler, der auch nach seiner Karriere als Fußballprofi alles andere als erfolglos war. Als Sportdirektor wurde er 2007 mit dem VfB Stuttgart deutscher Meister, Schalke 04 begleitete er 2011 zum Gewinn des DFB-Pokals.
Interesse aus der Bundesliga
Aber auch im Zwist zwischen Klubboss Kind und den Fans bezüglich der Mehrheitsübernahme durch den 73-Jährigen konnte Heldt bei den "Roten" die verhärteten Fronten scheinbar ein bisschen aufweichen. "Das war ein Riesenschritt nach vorne", sagte er nach einer Podiumsdiskussion mit Vertretern beider Lager.
Daher muss sich Heldt nicht um einen neuen Arbeitsplatz sorgen, falls es mit Hannover 96 keine für ihn befriedigende Einigung geben sollte. Das Interesse der Nordrivalen VfL Wolfsburg und Hamburger SV gilt als verbürgt. Und mittlerweile hat er ja bewiesen, dass er auch Zweite Liga kann.