Festen Schrittes betrat Bruno Labbadia den Trainingsplatz, die Fans begrüßte er mit einem freundlichen Lächeln, mit einigen Spielern führte er Einzelgespräche. Bei seinem Dienstantritt präsentierte sich der neue Trainer des VfL Wolfsburg am Dienstagnachmittag zuversichtlich und voller Tatendrang. Der abstiegskampferprobte "Feuerwehrmann" will den taumelnden Werksklubs vor dem Abstieg retten - so wie er es einst auch beim Hamburger SV geschafft hat. Beim Abstiegs-"Endspiel" am Freitag (20.30 Uhr/Eurosport-Player) gibt er sein Debüt auf der VfL-Bank. Der Vertrag läuft bis Ende Juni 2019.
"Ich fühle mich gut und ausgeruht und freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit meiner neuen Mannschaft", sagte Labbadia via Pressemitteilung des Klubs. Auf den 52-Jährigen, den vor drei Jahren in einer noch viel aussichtsloseren Situation zum Klassenerhalt geführt hatte, wartet jedoch eine schwierige Mission. Nach der richtungweisenden Partie in Mainz folgen Duelle gegen die Topteams Bayer Leverkusen, 1899 Hoffenheim und Schalke 04. Und im Verein herrscht eine Untergangsstimmung.
Sportdirektor Olaf Rebbe, der sich keinen weiteren Fehlgriff auf der Trainerposition erlauben darf, setzt deshalb alle Hoffnungen auf den neuen Mann an der Seitenlinie: "Bruno Labbadia ist ein sehr erfahrener Trainer, der seine Qualitäten in der Bundesliga schon mehrfach unter Beweis gestellt hat." Auch Jens Keller, Lucien Favre und Markus Weinzierl wurden als Nachfolger für Martin Schmidt gehandelt, der mit seinem Rücktritt am Montag die VfL-Bosse überrascht hatte.
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Der Zeitpunkt mag überraschen, die Trennung an sich aber nicht. In 19 Bundesligaspielen unter Schmidts Regie kamen die Niedersachsen nur auf 20 Zähler - das macht einen katastrophalen Punkteschnitt von 0,95 Zählern. Mit so einer Bilanz steigt man ab.Dass Schmidt nur wenige Tage nach den Rücktritts-Gerüchten um Rebbe seinen Posten niederlegte, lässt zumindest aufhorchen. Zwar hatte der Klub umgehend einen entsprechenden Medienbericht dementiert und seinem Sportdirektor den Rücken gestärkt, doch Rebbe steht mehr denn je unter Druck. Scheitert Labbadia, scheitert auch der junge Nachfolger von Klaus Allofs.
Die Probleme des VfL liegen aber viel tiefer. Begleitet wird die sportliche Talfahrt von einer Führungskrise, die hausgemacht ist. Derzeit erledigt in Tim Schumacher ein Geschäftsführer die Arbeit von einst vier Leuten. Ein Jurist ohne Fußball-Hintergrund. Rebbe wurde die Aufnahme in die Geschäftsführung verwehrt, dadurch wurde seine Position intern wie extern geschwächt. Unterstützung erhält der Manager-Novize so gut wie keine. Von wem auch?
Ein starkes Duo wie einst Klaus Allofs/Dieter Hecking, das die sportlichen Interessen des Vereins im VW-Konzern offensiv vorbringen und dadurch Erfolge wie den Pokalsieg und die Vizemeisterschaft 2015 feiern konnte, ist nicht in Sicht. Volkswagen hat noch immer mit den Auswirkungen der Abgas-Affäre zu kämpfen, das Wohlergehen der Tochtergesellschaft VfL ist da zweitrangig.
Nicht wenige Fans befürchten, dass manche Spieler ähnlich denken. Ein großer Zusammenhalt der qualitativ guten und auch gut bezahlten Einzelspieler war auch in dieser Saison nicht zu erkennen. Hier wird Labbadia ansetzen müssen.