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VfB-Coach Wolf
Wiedersehen mit BVB ist „besonderes Spiel“

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VfB-Coach Wolf: Wiedersehen mit BVB ist „besonderes Spiel“
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2016 wechselte Hannes Wolf von der U19 des BVB zum VfB Stuttgart. Im Interview spricht er über das Wiedersehen und seine Zeit in Dortmund.

Hannes Wolf hat keine Zeit für Smalltalk, es steht Arbeit an. „Wir haben ja ein wichtiges Spiel vor uns“, sagt der 36-jährige Trainer des VfB Stuttgart. Wichtig für den VfB, aber auch wichtig für Wolf: Von 2009 bis 2016 war er Nachwuchstrainer bei Borussia Dortmund, wurde dreimal deutscher Meister. Am Freitag kommt es erstmals zum Wiedersehen (20.30 Uhr/Eurosport Player).

Sie könnten am Freitag Borussia Dortmund tiefer in die Krise schießen. Tut Ihnen der Gedanke weh? (lacht) Das ist gar nicht mein Ziel. Ich will mit dem VfB Stuttgart möglichst erfolgreich sein. Wir haben im Kalenderjahr 2017 noch kein Heimspiel verloren, das soll so bleiben. Wir wissen, dass wir dafür eine Topleistung brauchen und werden alles investieren. Alles andere spielt für uns auch keine Rolle.

Dennoch ist es kein Spiel wie jedes andere... Nein, natürlich nicht. Dortmund ist meine Heimatstadt. Bis auf zwei Jahre als Spieler in Nürnberg und jetzt die Zeit in Stuttgart habe ich immer da gelebt. Ich bin der Stadt und den Menschen sehr verbunden, habe dort natürlich viele Freunde und Familie. Dazu kommen die sieben Jahre beim BVB, wo ich so viel lernen konnte, wo ich die Trainer-Lizenzen machen und fantastische Mannschaften trainieren durfte. Dadurch wurde ja erst möglich, dass ich heute in Stuttgart in der Bundesliga arbeite. Deswegen bin ich natürlich auch dem Klub weiter verbunden und es ist auf jeden Fall ein besonderes Spiel.

Zuletzt sind viele Mannschaften dem BVB mit einfachen Mitteln beigekommen: Tief stehen und bei Ballbesitz schnell nach vorne. Steht damit ihre Taktik auch schon fest?  Naja, Hannover hat es nicht so gemacht - und Bayern auch nicht (lacht). Das ist die Frage, ob man sich nur aufs Verteidigen beschränken darf. Wenn wir gegen den BVB spielen, werden wir natürlich auch Phasen haben, in denen wir leiden und in denen wir alles geben müssen, um zu verteidigen. Aber ich kann mir schwer vorstellen, dass wir uns freiwillig ganz hinten reinstellen. Wir wollen schon aktiv sein und gerne den Ball haben.

Unsere Frage zielte natürlich auch darauf ab, dass dem BVB zuletzt oft vorgeworfen wurde, er sei zu ausrechenbar. Das Thema wäre nie aufgekommen, wenn der BVB nicht solche Verletzungsprobleme in der Abwehr hätte. Das dürfen die Verantwortlichen vielleicht so nicht sagen, weil es sich wie eine Ausrede anhören könnte, aber ich darf das sagen. Trotzdem ist das eine Top-Mannschaft. Wir werden versuchen, sie zu knacken – aber wir wissen, dass das ganz schwer wird.

Ein sehr guter Spieler ist Christian Pulisic, den Sie jahrelang in der Dortmunder Jugend trainiert haben. Haben Sie noch Kontakt zu ihm? Wir haben immer wieder Kontakt, weil er für mich und mein Trainerteam natürlich ein ganz besonderer Spieler ist. Wir wussten damals schon, dass er unter vielen guten Jungs außergewöhnlich ist. In seiner Persönlichkeit, in seinem Talent, in seiner Geschwindigkeit – in allem. Ich sehe mir seine Spiele häufig an und fiebere mit. Was er für Szenen hatte in den letzten Spielen, die für den BVB nicht so erfolgreich waren, ist schon außergewöhnlich. Ich bin total begeistert von der Entwicklung, und auch ein bisschen stolz, dass wir ihn so lange trainieren konnten.

Ich bin sehr, sehr dankbar.

Hannes Wolf
Im Sommer war die Stelle als sein Trainer wieder frei. Waren Sie eigentlich enttäuscht, dass Peter Bosz gefragt wurde und nicht Sie? Nein, gar nicht. Wir waren da gerade erst aufgestiegen in die Bundesliga, nach nur einem Jahr, und ich bin total zufrieden hier. Bei dieser Aufgabe in so einem Verein und so einer Stadt – da wäre es ja verrückt, wenn ich enttäuscht wäre. Ich habe vorher nie eine Bundesliga-Mannschaft trainiert und bin sehr, sehr dankbar, dass ich das hier machen kann.

Aber freuen würde es Sie schon, wenn der BVB anriefe? Das ist rein hypothetisch. Ich bin mit all meinen Gedanken hier, das habe ich immer so gemacht. Im Jugendbereich beim BVB haben wir auch nicht die ganze Zeit darüber nachgedacht, wie toll es wäre, wenn ein Profiverein anruft. Es lenkt nur ab, wenn man darüber nachdenkt, was noch alles passieren könnte.

Aber Sie hätten nichts dagegen, irgendwann mal wieder in Dortmund zu arbeiten? Das kann man nicht ausschließen. Aber es kommt in meinen Gedanken nicht vor. Wenn wir in der Bundesliga fünf Spiele nacheinander verlieren, kann ich auch nach Dortmund zurückkommen, dann aber ohne Arbeit. Deswegen ist es einfach sinnlos, darüber nachzudenken. Wir sind sehr glücklich in Stuttgart. Meine Familie und ich planen, dass das noch lange so bleibt. Und trotzdem wissen wir, dass das in alle Richtungen schnell kippen kann. Deswegen helfen solche Gedankenspiele nicht.

Für Sie ging es als Trainer fast immer um Titel und Aufstiege, jetzt verlieren Sie auch regelmäßig Spiele. Wie geht man damit um? Ich habe mich darauf vorbereitet. Auf der einen Seite ist es anders, weil wir im Gegensatz zum letzten Jahr nicht fast jede Woche gewinnen müssen, um unser Ziel zu erreichen. Aber du musst natürlich einen Umgang damit finden, dass du dich nicht in Niederlagen verlierst, dass du deine Überzeugung behältst, dass wir die Mannschaft trotzdem konsequent ansprechen - was im Erfolg immer ein bisschen einfacher ist. Aber bis jetzt komme ich mit der Drucksituation Bundesliga sehr gut klar.

Also lief die Umstellung vom Jugend- auf den Profibereich tatsächlich so problemlos, wie es von außen aussah? Das ist keine große Umstellung gewesen. Die Gespräche auf Augenhöhe mit Spielern kannte ich schon dadurch, dass ich sehr früh Erwachsene trainiert habe, als ich selbst noch sehr jung war. Und wir hatten auch in Dortmund im Jugendbereich Top-Mannschaften, haben gegen Top-Gegner gespielt, haben Profiumfänge trainiert und im Betreuerstab wie bei der Profimannschaft gearbeitet. Dazu kamen die ganzen Hospitationen bei Jürgen Klopp und Thomas Tuchel, da habe ich einiges gelernt. Deswegen habe ich mich sehr, sehr gut vorbereitet gefühlt auf das, was hier kommt.

Wenn du zu viel verlierst, wird es irgendwann schwierig.

Hannes Wolf

Also kein großer Unterschied? Von der inhaltlichen Arbeit, von den Gesprächen mit der Mannschaft ist der Unterschied nicht so groß, wie man denkt. Ich war ja auch vorher Profitrainer. Das war mein Beruf, damit habe ich mich rund um die Uhr beschäftigt, habe siebenmal die Woche trainiert und Gegneranalysen gemacht.

Aber Sie müssen als Profitrainer schon mehr Aufgaben übernehmen, zum Beispiel die Arbeit mit der Presse. Das hat sich verschoben, würde ich sagen. Im Jugendbereich haben wir noch Gespräche mit Eltern geführt, wenn die ihr Kind ins Internat abgegeben haben. Wir haben mit Schulen gesprochen und mit den Pädagogen im Klub. Es waren einfach andere Themen, in die man seine Arbeit gesteckt hat. Manche sind weggefallen, andere sind dazugekommen, so würde ich es beschreiben. Natürlich hat man in einer Profimannschaft auch viel mehr Hilfe, zum Beispiel in der Spielanalyse. Deswegen ist der Arbeitsaufwand ähnlich.

Aber sie stehen deutlich stärker unter Beobachtung. Ja, aber das ändert ja nichts. Nur weil mehr Menschen zugucken, hat sich an der Art und Weise, wie wir arbeiten, nichts verändert.

Haben Sie Respekt davor, was passieren könnte, wenn Sie noch ein paar Spiele verlieren und näher an die Abstiegsränge rücken? Ich tue auf jeden Fall alles dafür, dass das nicht passiert (lacht). Natürlich habe ich mich vorher damit beschäftigt, wie ich damit klarkommen würde. Aber ich will es nicht ausprobieren. Bis jetzt ist uns hier in der Stadt sehr viel Respekt und Freundlichkeit entgegen geschlagen, das war fantastisch. Aber klar, die Mechanismen sind überall gleich: Wenn du zu viel verlierst, wird es irgendwann schwierig. Deswegen versuchen wir einfach, nicht zu viel zu verlieren.

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