Jungen Menschen wird nicht immer das Allerbeste nachgesagt. Vor allem jenen, die, wenn sie den Fußball-Verein wechseln, so viel Geld bewegen wie nötig wäre, um sich ein Schloss zu kaufen. Oder eine riesige Yacht. Oder ein sündhaft teures Auto. Oder ein Schloss, eine riesige Yacht und ein sündhaft teures Auto. Das viele Geld, das sie umgibt, soll sich ja nicht immer positiv auf ihre Umgangsformen und auf ihre Orientierung im Leben auswirken. Entwicklung zum wichtigen Spieler
Maximilian Philipp ist ein junger Fußballspieler. Im Sommer wechselte der 23-Jährige für 20 Millionen Euro vom SC Freiburg zu Borussia Dortmund. Dafür ließe sich manches Schloss, manche Yacht kaufen. Aber der Offensivspieler zählt zu jenen, die keineswegs den Halt verloren haben, die sich etwas einbilden auf das, was sie sind oder glauben zu sein. Im Gegenteil.
„Er ist ein bisschen schüchtern“, stellt BVB-Trainer Peter Bosz vor dem dritten Bundesligaspieltag fest, der Maximilian Philipp am Samstag (15.30 Uhr/Sky) an den Ort zurückführt, an dem er die allzu große Zurückhaltung lernte aufzugeben: Freiburg. Dorthin wechselte der Berliner mit 18 Jahren, dort entwickelte er sich über die Jugendmannschaften und die Zweite Liga zu einem der wichtigsten Spieler der vergangenen Saison.
Gesundes Maß an Egoismus
Wenn Philipp an die Zeit zurückdenkt, dann mit einem wohligen Gefühl. Und wenn er über seinen früheren Trainer spricht, dann sagt er „Herr Streich“. Der Herr Streich, Christian mit Vornamen, gab ihm Selbstvertrauen zurück, als es ihm fehlte. Der Herr Streich trainierte ihm ein gesundes Maß an Egoismus an, als er stets noch einen Mitspieler suchte, wenn er selbst schon schießen konnte.
Früher galt Philipp deswegen eher als Vorbereiter, in der vergangenen Saison schoss er jedoch neun Tore und legte drei vor. Und der Herr Streich, das berichtet der Profi, riet ihm in einem Telefonat anlässlich des Abschieds aus Freiburg: „Ich soll meinen Stiefel spielen, soll Spaß haben und mich nicht unter Druck setzen. Für die Summen kann ich nichts.“
Die 20 Millionen Euro schwirren stets um ihn herum, weil sich die Leute fragen, ob er sie wert ist. Aber das Gute für ihn ist: Er muss sich diese Frage nicht stellen, er muss nur tun, was er am besten kann, was er am liebsten tut: Fußball spielen. Und das gelingt ihm bislang auf erstaunliche Weise.
Ich muss ehrlich sagen, dass er sehr gut gespielt hat, dass er wichtig war für die Mannschaft.
Peter Bosz, BVB-Trainer, über Maximilian Philipp
Im Dortmunder Star-Ensemble stand er in allen drei Pflichtspielen in Liga und Pokal in der Startformation. Daran, dass der BVB mit zwei Siegen und null Gegentoren an der Spitze der Tabelle steht, hat er also durchaus seinen Anteil.
Er profitiert dabei allerdings auch von der Vakanz, die durch die Verletzungen der Nationalspieler Marco Reus und André Schürrle entstand. Mit dem Ukrainer Andrey Yarmolenko hat er nun auch noch neue Konkurrenz bekommen. Peter Bosz findet trotzdem lobende Worte für seinen Mann am Flügel. „Seine Entwicklung ist gut“, hebt er an und klingt fast so, als wäre er selbst überrascht: „Ich muss ehrlich sagen, dass er sehr gut gespielt hat, dass er wichtig war für die Mannschaft.“ In Freiburg könnte er das wieder sein. Auch wenn „Milli“, wie er von den Mannschaftskollegen genannt wird, womöglich im direkten Duell auf seinen Kumpel trifft, den Ex-Dortmunder Pascal Stenzel, den Philipp noch in der vergangenen Woche im Teamhotel der U21-Nationalmannschaft in Harsewinkel besuchte. Man kennt sich eben. „Wir kennen Milli schon“, sagt der Herr Streich, „das heißt aber nicht, dass wir ihn in jeder Situation aus dem Spiel nehmen können.“