Mitchell Weiser stand in der Interview-Zone des Duisburger Stadions und prüfte immer wieder seinen Unterkiefer. Ganz so wohl fühlte sich der Verteidiger von Hertha BSC dabei offenbar nicht. Er hatte Schmerzen, das war ihm anzusehen. Ein Überbleibsel aus dem Halbfinalspiel beim Cup der Traditionen in der Duisburger Arena. Dort war der 23-Jährige von mehreren Spielern des spanischen Erstligisten FC Málaga angegriffen worden. Für ein Vorbereitungsturnier mit dem Charakter eines Freundschaftsspiels besonders befremdlich: Sein Gegenspieler Jony Rodriguez griff ihm in den Mund, zog aggressiv an Weisers Wange.
Der Abwehrspieler wollte den Vorfall nach dem Turnier, das die Mannschaft von Trainer Pál Dárdai nach dem 0:2 im Endspiel gegen den englischen Zweitligisten Aston Villa als Zweiter beendete, nicht mehr groß thematisieren. „Das war nichts Besonderes. Es war eine Situation, die nicht so schön war“, sagte er. Weiser nahm einen Teil der Schuld dafür, dass es zu dieser hässlichen Szene gekommen war, auf sich. Denn zuvor hatte er Rodriguez nach dessen Foul an Ondrej Duda zur Rede gestellt und ihm dabei an den Kopf gegriffen: „Ich muss aus dieser Situation lernen und einfach cooler bleiben.“
Rote Karte für Übeltäter Rodriguez Hertha-Trainer Pal Dárdai relativierte die Szene: „So lange nicht geschlagen und getreten wird, ist alles in Ordnung. Es ist ein Männersport.“ Gleichzeitig hob er die Leistung der Schiedsrichter lobend hervor: „Sie haben einen guten Job gemacht. Es war nur diese eine Szene, die kritisch war.“ Immerhin: Rodriguez sah im Anschluss daran die Rote Karte. Dennoch war Weiser nach dieser Szene heiß. Und das zahlte sich für die Berliner spätestens in der 42. Minute aus, als Weiser einen Elfmeter rausholte, den Alexander Esswein zum 2:1-Endstand verwandelte und so den Finaleinzug sicherte. Zuvor hatte Florian Baak nach einer Ecke von Marvin Plattenhardt die 1:0-Führung der Spanier durch Borja Baston (17.) ausgeglichen (32.).