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Das große Wosz-Special: Stimmen, Interview und die Trabbi-Geschichte
"Für mich gilt Trainingsanzug statt Krawatte"

Das große Wosz-Special: Stimmen, Interview und die Trabbi-Geschichte

Am Samstag betritt Dariusz Wosz zum letzten Mal im VfL-Trikot den Rasen im rewirpowerSTADION. Langsam aber sicher stellt sich bei der „Zaubermaus“ ein gewisses Kribbeln ein. Kurz vor dem Abschiedsspiel nutzte RevierSport die Gelegenheit und ließ den ehemaligen Kapitän der Bochumer auf eine bewegte Karriere zurückblicken und einen Ausblick auf die Zukunft zu wagen. [b]Dariusz Wosz, Ihr Abschiedsspiel steht unmittelbar bevor. Das erste in der Geschichte des VfL, eine besondere Ehre?[/b]Auf jeden Fall. Dass man mir dies ermöglicht hat, bedeutet mir sehr viel. Die Idee ist wohl vor einiger Zeit durch Initiative von Werner Altegoer und Peter Neururer entstanden. Ich weiß ja auch schon etwas länger, dass es so einen schönen Abschied geben wird.

Busfahrer Hans-Gerd Overhoff grüßt "Darek" Ansteckende Fröhlichkeit

Lieber Dariusz,

ich kann mich noch genau erinnern, wie du Anfang der 90er-Jahre zum VfL gekommen bist. Klaus Hilpert, der damalige Manager, hatte mich gebeten, mich ein bisschen um die Familie Wosz zu kümmern. Als du damals mit dem Trabbi auf unseren Hof in Marl gefahren bist, konnte ich noch nicht ahnen, dass aus dem ersten Kontakt eine enge Freundschaft werden würde. Aber wie sagt man so schön in Marl: "Die Chemie hat gestimmt". Daraus wurde bis heute eine schöne Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Mit deinem unermüdlichen Einsatz und den superschnellen Dribblings bist du rasch zum Publikumsliebling gereift und hast den Sprung in die DFB-Auswahl geschafft

So war es für mich auch kein Wunder, dass jeder Trainer auf den Fahrten zu den Auswärtsspielen mir immer wieder gebeichtet hat, wie sehr er dich ins Herz geschlossen habe. Auch mir fallen einige Bilder ein, wo ich dich am liebsten gar nicht mehr losgelassen hätte. Das Siegtor in Wolfsburg, das uns einmal den Aufstieg bescherte und danach auch den Titel eines VfL-Buches zierte. Und natürlich auch die zwei UEFA-Cup-Teilnahmen mit deinem Tor gegen Brügge.

Busfahrer Hans-Gerd Overhoff

Doch zum Fußball gehören auch traurige Momente. Ich werde nie vergessen, wie du mir nach der Saison auf der Fahrt ins Regenerations-Trainingslager im Schwarzwald im Sommer '98 gebeichtet hast, dass du zu Hertha BSC wechselst. Du hast vorne bei mir auf der Treppe neben meinem Sitz gehockt und pausenlos mit der Hertha telefoniert. Da wusste ich - du bist weg. Ein halbes Jahr vorher hatte ich das ja schon mal erlebt. In der Winterpause 97/98 wurdest du von Valencia umgarnt. Mir hatte das keine Ruhe gelassen und ich habe dich damals in Österreich im Skiurlaub besucht. Zufälligerweise war auch Heribert Faßbender damals anwesend. Schon da merkte ich, dass du nicht nach Spanien willst.

Aber kommen wir zum Positiven. Dass Werner Altegoer dich zurück geholt hat, war für meine Familie und mich wie ein Weihnachtsgeschenk. Denn schließlich haben dich alle Bochumer nicht nur als Fußballer, sondern auch als Mensch in ihr Herz geschlossen. Deine Fröhlichkeit ist ansteckend, und was besonders wichtig ist, du hast immer dein Wort gehalten. Bei allem Rummel um dich warst du eher zurückhaltend und hast dich nie in den Vordergrund gedrängt. Als es mir gesundheitlich nicht gut ging, warst du immer da.

Aber glaube nicht, das uns immer alles an dir gefallen hat. Eine deiner Macken hat mich fast zur Weißglut gereizt. Dein Spieltrieb oder auch deine Nervosität haben immer dazu geführt, dass du im Mannschaftsbus die Federn aus den Kopfkissen gezupft hast. Auf deinem Platz sah es nach der Ankunft immer wie auf einem Hühnerhof aus. Mein Rat für die Zukunft: Lass' die Kissen in Ruhe!

Andere Macken waren überschaubarer. Früher Hansi Blum und jetzt Andy Pahl und ich mussten immer ganze Berge Fußballschuhe für dich schleppen. Ach ja, da gibt es ja noch deinen Handy-Tick. Ohne Telefon kann ich mir dich nicht vorstellen, am liebsten würdest du es wohl noch mit auf den Platz nehmen. Doch das Gute daran, du bist Tag und Nacht zu erreichen.

Zum Abschluss fällt mir noch eine Szene aus der Europacup-Zeit ein: Wir hockten auf dem Rückflug von Trabzon nach Deutschland mit dir auf dem Boden der Maschine, der Koch Johannes, der Fan Hannes, mein Sohn und ich und der damalige Bild-Journalist Manfred Jüttner, tranken Hochprozentiges aus Plastiktüten und sangen: "Das schwarze Meer ist blau und weiß." Lieber Dariusz, für dein Abschiedsspiel am Samstag Nachmittag wünsche ich Dir, dass der Himmel über der Ruhr auch blau und weiß ist. Dass du mit allen deinen Freunden einen wunderschönen Tag verlebst und danach bleibst, was du bist: Ein Bochumer Junge.

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