Ein Fußballtrainer hat nicht nur das Recht, sondern geradezu die Pflicht zur Kritik. Und niemand hätte es verstanden, wenn Thomas Tuchel nach dem 1:2 bei Eintracht Frankfurt die Leistung von Borussia Dortmund als ordentlich oder gar gut verklärt hätte.
Auf die Art und Weise aber kommt es an – und hier langte Tuchel ähnlich daneben wie zuvor die Spieler auf dem Platz. Der Trainer attestierte seinen Untergebenen „ein einziges Defizit“ in Technik, Taktik, Mentalität und Bereitschaft – und damit in allem, was einen Fußballer ausmacht. Das geht selbst nach einem schwachen Auftritt wie jenem in Frankfurt zu weit, weil es die Spieler grundsätzlich und umfassend abqualifiziert.
Es war nicht das erste Mal, dass Tuchel diese Form der Generalabrechnung wählte, auch nach dem verlorenen Pokalfinale gegen den FC Bayern München hatte er gehörig auf seine Spieler geschimpft. Das allerdings sollte man als Trainer nicht zu oft tun, will man den Rückhalt des Teams nicht verlieren. Ein Anführer stellt sich auch mal vor seine Truppe, er gibt sie nicht zum Abschuss frei und eröffnet schon gar nicht als erster das Feuer.
Und er nimmt sich nicht aus aus der Kritik. Denn auch die Aufstellung, die Tuchel gegen Frankfurt wählte, war nicht unbedingt über alle Zweifel erhaben: etwa die Idee, Adrian Ramos auf den rechten Flügel zu stellen. Ousmane Dembélé machte dort nach seiner Einwechslung sehr viel mehr Alarm.
Zudem fällt Tuchels deutliche Kritik zwangsläufig auf ihn selbst zurück. Wenn er derart deutlich die Taktik der Mannschaft kritisiert, muss doch automatisch die Frage nach seiner Verantwortung kommen. Denn die Taktik denken sich die Spieler ja nicht in einer kurzen Diskussion selbst aus, sie wird vorgeben – und zwar einzig und allein vom Trainer.