Die auf dem letzten DFB-Fankongress Ende Juni in Leipzig beschlossene Änderung der Stadionverbotrichtlinien, die voraussichtlich zum 1. Januar 2008 in Kraft treten soll, geht auf das Konto der Organisation. Zurzeit arbeiten die Vertreter gerade mit dem DFB an der Umsetzung der bereits festgezurrten Leitplanken.
"Wir als aktive Fans sind unverzichtbarer Teil des Fußballs und nicht primär Kunden oder ein Sicherheitsrisiko. Fußball bedeutet für uns Emotion und Leidenschaft, und um dies zu leben brauchen wir Freiräume. Diese werden uns aber immer mehr genommen", heißt es in einer Grundsatzerklärung der Fanvertreter. So hat die vom Vorsitzenden der Frankfurter Fanabteilung, Mathias Scheurer, geleitete Gruppe zusammen mit dem "Bündnis Aktiver Fußball-Fans" (B.A.F.F). und "Pro Fans" einen gemeinsamen Forderungskatalog an den DFB und die DFL zusammengestellt, der unter anderem den Erhalt der Fankultur zum Inhalt hat.
Richtlinien ab dem 1.1.2008: > Die Dauer von Stadionverboten soll reduziert und flexibler gehandhabt werden und sich mehr am Einzelfall orientieren
> Stadionverbote können zukünftig auf Bewährung erteilt oder ausgesetzt ("gelbe Karte") werden
> Eine stärkere Einbindung des Bezugsvereins soll verankert werden
> Automatische und sofortige Aufhebung von Stadionverboten bei Einstellung des Verfahrens nach 170 II StPO (die bisher noch üblichen Regelanfragen bei der Polizei, ob gegen eine Aufhebung des Stadionverbots Bedenken bestehen, sollen entfallen)
> Darüber hinaus wurde eine Überprüfung der bereits verhängten Stadionverbote in Aussicht gestellt. Schließlich sollen weitere Maßnahmen (Schulungen der Sicherheitsbeauftragten, schriftliche Handlungsempfehlungen etc.) ergriffen werden, um sicherzustellen, dass auch in der Praxis von den neuen Möglichkeiten im Sinne einer größeren Gerechtigkeit, Transparenz und Einzelfallbezogenheit Gebrauch gemacht wird.
Nachgefragt Rolf Rojek, Vorsitzender des SFCV, während die Dortmunder Fanabteilung im November 2005 bereits zu den Gründungsmitgliedern von "Unsere Kurve" gehörte, ist der SFCV erst jetzt in die bundesweite Interessenvertretung der Fanorganisationen eingetreten. Was versprechen Sie sich davon?
Wir sind schon bei der Gründung angeschrieben worden, ob wir nicht mitmachen wollen. Aber ich gebe zu, wir haben lange überlegt, ob es Sinn und Zweck macht, dem Zusammenschluss beizutreten. Denn es gibt ja auch die Fanbeauftragten-Tagung, es gibt "Pro 15.30", "B.A.F.F". Wir wollten abwarten, ob das Hand und Fuß hat, was dort passiert. Wir haben das jetzt über zwei Jahre verfolgt und sind zu dem Entschluss gekommen, dass "Unsere Kurve" eine gute Organisation ist, die auch Gehör beim DFB und der DFL Gehör findet.
Was wollen Sie inhaltlich angehen?
Es gibt eben Themenfelder, die alle Fans vereinsübergreifend tangieren. Müssen die Kartenpreise immer weiter steigen? In Hamburg zahlt man mittlerweile 18 Euro für einen Stehplatz. Was ist mit Sonderzügen und dem Einsatz der Fanordner? Das sind alles gute Denkansätze, die wir mittragen und in Zukunft bundesweit in "Unsere Kurve" mit ausgestalten wollen. Denn das Leben als Fan wird dir in den letzten Jahren ja nicht gerade leichter gemacht.
Welche Rolle haben in diesem Zusammenhang die Stadionverbote gespielt, die vom Verein vor der Saison gegen 96 Schalke-Fans verhängt wurden?
Wir als größte Einzelorganisation bundesweit können den berechtigten Forderungen der Kurve sicherlich noch mehr Kraft verleihen. Die Stadionverbote sind da natürlich ein ganz aktuelles und zur Zeit wichtiges Thema. Viele der neuen Richtlinien haben wir in Schalke ja bereits umgesetzt. Wir praktizieren das mit den Bewährungsstrafen zum Beispiel ja schon. Aber ich bin da ganz der Meinung von "Unsere Kurve", das man das in Zukunft noch flexibler handhaben muss. Wie sieht es zum Beispiel mit kurzen Strafen aus? Ein Stadionverbot muss ja nicht immer gleich pauschal über drei Jahre verhängt werden. Das gibt es ja im normalen Strafverfahren auch. Das jemand mal nur eine Bewährungsstrategie bekommt, oder vielleicht für ein, zwei Spiele ausgeschlossen wird. Eine Kleinstrafe als Denkzettel, je nach Vergehen. Da ist in Leipzig Ende Juni von Seiten der Kurve einiges in Gang gebracht worden, was ich sehr gut finde. sb