Als „eine überragende Geste der Fans, die der Mannschaft vor der Abreise nach Bremen noch einmal einen Push geben kann“, bezeichnete Jürgen Kramny die ungewöhnliche Aktion.
Doch der Trainer des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart weiß auch, dass sein Team während des Abstiegsgipfels bei Werder Bremen heute Abend (20.15 Uhr, Sky) kaum Unterstützung vom eigenen Anhang zu erwarten hat: Von den eigentlich 4000 zur Verfügung stehenden Auswärtskarten haben die Stuttgarter Fans nur 780 abgerufen. Aus Protest gegen die Einführung von Montagsspielen durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ab der Saison 2017/18 wird die aktive Fanszene der Schwaben das Spiel boykottieren.
Im Keller ist es eng geworden
Und das, obwohl sich die Tabellensituation im Abstiegskampf sowohl für Werder (17., 31 Punkte) als auch für Stuttgart (15., 33 Punkte) dramatisch zugespitzt hat. Nach dem 2:1-Sieg von Eintracht Frankfurt (33 Punkte) bei den ebenfalls gefährdeten Darmstädtern (35) am Samstag wittert die Eintracht Morgenluft.
So tut es Benjamin Nagel, Mitglied des Comanndos Cannstatt, zwar „richtig weh“, die eigene Mannschaft nicht zu unterstützen. Der Stuttgarter Ultra meint jedoch: „Die DFL soll endlich begreifen, dass sie dabei ist, das eigene Produkt zu zerstören.“
Ein massiver Vorwurf, wenn man bedenkt, dass der Ligaverband bei der Bekanntgabe des neuen Anstoßtermins im März auch erklärte, dass in den Jahren bis 2022 jeweils lediglich fünf Erstligaspiele pro Saison am Montag ausgetragen werden. Nagel sieht darin einen weiteren Auswuchs der Kommerzialisierung und ist mit seiner Meinung nicht allein. „Es ist eigentlich durch die Bank so, dass es weitere Signale zum Protest gibt. Sogar mit Bayern München – mit denen wir nicht besonders gut Freund sind – gab es gemeinsame Spruchbänder, auch auf Schalke war es der Fall“, berichtet Nagel.
Auch bei den Werderanern gibt es Bedenken. „Unsere Fanszene setzt sich ebenfalls kritisch mit dem Thema Montagsspiele auseinander, allerdings haben nur wenige zu einem Boykott der Partie aufgerufen“, erklärte ein Bremer Vereinssprecher. Trainer Viktor Skripnik, der seine Mannschaft genau wie Kramny zu einem Kurz-Trainingslager zusammengezogen hat, legt seinen Fokus auf das Sportliche: „Wir glauben an unsere Stärke. Wir haben keine Angst. Wir müssen liefern.“