Mats Hummels nahm sich am Samstag die Zeit und versuchte, sich ein wenig in die Gedankenwelt von Kevin Großkreutz zu versetzen. Am Dienstagabend um 20.30 Uhr wird für den 27-Jährigen der Moment eintreten, den er höchstwahrscheinlich immer vermeiden wollte - dann läuft Großkreutz mit dem VfB Stuttgart im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund auf. Gegen seinen BVB, “bei dem er sieben Jahre lang vor der Südtribüne gestanden hat”, sinnierte Hummels nach dem 0:0 bei Hertha BSC . Ganz sicher, “das wird ein sehr seltsames Gefühl - für ihn, für uns und auch für die Fans.”
Am 9. August vergangenen Jahres trug Großkreutz letztmals Schwarz und Gelb als Trikotfarbe - in der Regionalliga-Reserve beim 0:2 gegen den Chemnitzer FC. Ein Jahr zuvor war er in Rio Mitglied des weltmeisterlichen DFB-Trosses, nun hatte er beim neuen Trainer Thomas Tuchel Probleme, sich in den 16er-Kader zu spielen.
Was folgte, ist bekannt: die Wechsel-Posse zu Galatasaray Istanbul, wo er wegen zu spät eigereichter Papiere bei der Uefa ein halbes Jahr nicht spielberechtigt war und ohnehin nie heimisch wurde am Bosporus. Im Winter kehrte Großkreutz in die Bundesliga zurück , macht beim VfB Stuttgart einen sportlichen Neubeginn.
Mit den Schwaben hat Großkreutz als Rechtsverteidiger einen Traumstart in die Rückrunde gefeiert, am Samstag mit dem 4:2 bei Eintracht Frankfurt auch das dritte Bundesligaspiel des neuen Jahres gewonnen . Nun also am Dienstag das Pokalduell mit dem BVB. Es werde mit Sicherheit eine besondere Angelegenheit, befand Lukasz Piszczek, “für ihn aber sicher eine größere als für uns.” Mats Hummels ist davon überzeugt, dass der ehemalige Mitspieler kein Problem damit haben werde, dass nun zwei Herzen in seinem Körper schlagen: “Im Endeffekt kann man Fan des BVB sein”, sagte der Dortmunder Kapitän, “und trotzdem alles für Stuttgart geben.”
Die Schwarzgelben erwartet auf dem Weg ins Halbfinale eine anspruchsvolle Aufgabe. “Die sind gut in Form”, betonte Matthias Ginter. Der in Berlin für die letzten zehn Minuten eingewechselte Mittelfeldspieler weiß genau: “Wir müssen daran anknüpfen, wie wir gegen Gladbach gespielt haben: hinten sicher und vorne mit dem letzten Willen, das Tor zu machen.”
Gegen den BVB gab Jürgen Kramny Ende November 2015 sein Debüt als Trainer des VfB Stuttgart. Der Nachfolger von Alexander Zorniger musste im ersten Spiel gleich ein 0:4 in Dortmund verdauen. “Sie sind jetzt aber deutlich stärker”, sagte Mats Hummels, “die individuelle Qualität hatten sie schon immer - jetzt bringen sie sie aber auch auf den Platz. Uns könnte ein ähnliches Spiel wie in Berlin erwarten.”
Dann allerdings in einem Wettbewerb mit K.o.-Modus, mit dem Wiedersehen mit Kevin Großkreutz. Kein Wunder, dass Matthias Ginter vor allem mit einem rechnet: “Das wird eine heiße Atmosphäre.”