„Julian Draxler: Mit Stolz und Leidenschaft bis 2018!“ Wer hat nicht noch die lustigen Auflieger im Hinterkopf, die nach Draxlers Vertragsverlängerung im Mai 2013 mit mannshohen Plakaten durch Gelsenkirchen rollten. „Es ist zu hundert Prozent eine Herzensangelegenheit für mich“, erklärte der damals 19-Jährige, der schon als Kind S04-Anhänger war. Draxler sollte das Gesicht der Königsblauen und der Faustpfand für eine bessere Zukunft werden.
Seien wir ehrlich: Diesem Anspruch konnte „Jule“ in den letzten 24 Monaten nur selten gerecht werden. Durch häufige Verletzungen ausgebremst, stagnierten die Leistungen des immer noch erst 21-Jährigen. Eine richtig gute Saison hat man von dem begnadeten, aber mitunter auch zum Phlegma neigenden Talent in Königsblau nicht gesehen. Dass er dabei ausgerechnet dem VfL Wolfsburg sein Ja-Wort geben wird, verwundert angesichts der finanziellen Möglichkeiten in der VW-Stadt nicht. Draxler selbst hat sich jetzt offenbar dafür entschieden, in einem anderen Umfeld einen neuen Anlauf zu unternehmen. Das ist legitim.
Eine Träne wird man ihm in Gelsenkirchen deswegen nicht nachweinen. Horst Heldt hat im Sinne des immer noch verschuldeten Vereins eigentlich gar keine andere Möglichkeit, als die Offerte der hungrigen „Wölfe“ anzunehmen. Er tut alles dafür, sein Tafelsilber meistbietend zu verscherbeln. Und seien wir nochmal ehrlich: Hätte Jogi Löw Draxler vor einem Jahr nicht als Touristen mit nach Brasilien genommen, wären 36 Millionen Euro plus X undenkbar.