Für den erfahrenen Santos war die Überraschung nicht ganz so groß: "Ich kenne das schon aus Deutschland aus meiner Zeit bei 1860 München. Diese Lauferei ist eine happige Sache." Augenzwinkernd fügt er hinzu: "So, wie es aussieht, qualifizieren wir uns für einen Marathon. Wir könnten bedenkenlos die panamerikanischen Spiele mitmachen." Zur Erklärung: Vom 13. bis zum 29. Juli wird die Veranstaltung in Rio de Janeiro ausgetragen. Über 5.000 Athleten des amerikanischen Kontinents nehmen teil und treten in 28 verschiedenen olympischen Disziplinen gegeneinander an.
Doch beim MSV geht es nur um eine Sparte: Fußball! Maicon: "Ich möchte die Hoffnungen, die in mich gesetzt werden, erfüllen." Rudi Bommer hatte im RS-Interview vor dem Trainings-Auftakt gesagt: "Maicon kann die Überraschung werden." Die ersten Eindrücke dürfen als Bestätigung gewertet werden. Der Techniker düste in der Lauf-Gruppe beherzt vorne weg, zeigte mit dem Ball bereits feine Darbietungen. Der Mann von Fluminense sagt: "Ich will mich richtig reinknien. Mit der Umstellung an die deutsche Spielweise habe ich keine großen Probleme, das werde ich schnell hinbekommen."
Auch das fiese Wetter, das für sonnenverwöhnten Zuckerhut-Kicker eigentlich Gute-Laune-Gift ist, kann Maicon wenig anhaben. "Mit 17 Jahren hat mich der frühere Bayern-Star Jorginho, den ich sehr gut kenne, zum VfB Stuttgart gebracht. Die Witterung macht mir nichts aus." Und warum blieb der Youngster nicht bei den Schwaben? "Nach einem Monat kam das Angebot von Botafogo aus der ersten brasilianischen Liga, da konnte ich nicht nein sagen."
Der Draht zu Jorginho blieb seit dem bestehen - vielleicht ein dickes Plus, wenn es darum geht, den großen Traum von der Selecao mit Leben zu füllen. "Ich möchte alles tun, um in die National-Mannschaft zu kommen", ballt Maicon die Faust. Da Jorginho mittlerweile als Co-Trainer von Brasilien-Coach Carlos Dunga (ehemals Stuttgart) fungiert, könnte der Wunsch Wirklichkeit werden. Doch zuvor steht etwas ganz anderes auf dem Platz: Die Bundesliga-Bewältigung mit den Zebras. "Von der Mannschaft bin ich begeistert", sagt Maicon, "vom Trainer ebenfalls, er unterstützt mich und gibt Hilfestellung."
Besonders wichtig ist für den einstigen Fluminense-Spieler, dass er mit Fernando Santos einen Vertrauten an seiner Seite hat. Die beiden Brasilianer haben mittlerweile Wohungen in Mülheim gefunden: 300 Meter liegen ihre Quartiere auseinander. "Die Freundschaft zu Fernando ist für mich das Allerwichtigste. Er kennt sich schon in Deutschland aus und kann mir wichtige Tipps geben."