Personell also alles geklärt oder doch nicht? Fakt ist, zum Auftakt am Dienstag machte Sportvorstand Stefan Kuntz, der in einer Sisyphus-Arbeit einen interessanten, hoffnungsvollen Kader zusammengestellt hat, das Umfeld noch einmal richtig verrückt: „Vielleicht gelingt uns im Angriff ja noch ein Schnäppchen.“
Doch das ist Zukunftsmusik, die auch davon abhängt, ob Benjamin Auer und Benjamin Lense den Club noch verlassen. Zwar besitzen beide gültige Kontrakte, doch haben am Wochenanfang Kuntz und Trainer Marcel Koller beiden ihre sportliche Perspektivlosigkeit noch einmal vor Augen geführt. So wird das Duo nicht einmal in den geplanten Testspielen zum Zuge kommen und bis zu einem Wechsel ihre Zeit wohl ausschließlich auf der Tribüne verbringen. Lense ließ sich davon jedoch nicht schocken: „Zu 99,9 Prozent bleibe ich in Bochum. Ich habe noch zwei Jahre Vertrag.“
Joel Epalle (Foto: firo).
Ungleich leichter gestaltet sich der Fall Thomas Rathgeber, den man bis zum Wochenende vom Training befreit hat. Der Stürmer will sich im bayerischen Raum (Burghausen, Unterhaching) noch einmal umschauen und eventuell dort auch regelmäßig spielen. Seine Bereitschaft zu einem weiteren Ausleihgeschäft hat er der Vereinsführung bereits signalisiert.
Vieles ist neu beim VfL: Zum Beispiel der Ausrüster (seit Dienstag sind die Profis von Kopf bis Fuß auf Umbro eingestellt), dazu kommt ein neuer Hauptsponsor (siehe Bericht), eins ist aber geblieben: Die harte Belastung in der Vorbereitung. Zum Start am Dienstag wurde zwei Mal trainiert, gestern verbrachten Thomas Zdebel und Co. gleich den ganzen Tag gemeinsam. Nach dem morgendlichen Lauf wurde um 10.30 Uhr und um 16.30 Uhr auf dem Platz trainiert, dazwischen gab es im „Morrizz“ Frühstück und Mittagessen.
Auch auf den Mittagsschlaf wird nicht verzichtet, in der Gästekabine stehen gleich neun Feldbetten für eine Mußestunde zur Verfügung. Natürlich macht Koller in den ersten Wochen das, was seine Kollegen machen: Er arbeitet am Ausdauerbereich, ohne aber zu vergessen, dass sich die Spieler ausnahmslos nach einem Ball sehnen. So wird dann auch tatsächlich zwischendurch gekickt. Sehr zur Freude der Zaungäste, die sich einen Eindruck der Neuzugänge machen wollen.
Dass das obligatorische Wiegen mittlerweile zum Langweiler wird, ist verständlich, denn der Coach stellt fest: „Profis, die mit Übergewicht erscheinen, gehören der Vergangenheit an.“ Eine bemerkenswerte Idee hatten die Verantwortlichen schon vor dem Auftakt: Am Montagabend traf sich das Gros der Neuen mit Trainerstab, Vorstand, Werner Altegoer und einigen Mitarbeitern der Geschäftsstelle zu einem Kennenlernen. Kuntz: „Wir wollten, dass sie ein paar Ansprechpartner gesehen haben, bevor am Dienstag der große Rummel einsetzte.“
Stefan Kuntz und Coach Marcel Koller (Foto: firo).
Da mussten sich die Kiebitze erst einmal gedulden, denn Altegoer ließ es sich nicht nehmen, den Gesamtkader zu begrüßen, ehe Koller gleich in seiner Ansprache die Messlatte hoch legte: „Unser Ziel sind erneut 45 Punkte.“
In den nächsten Tagen wird die Mannschaft dies auch wieder schriftlich auf einem Plakat in der Kabine lesen können. Aber das verbliebende Stammpersonal hat schon in den letzten beiden Spielzeiten in Sachen Vorgabe des Schweizers eine „Punktlandung“ hingelegt. Heute und am morgigen Freitag (Fitnesstest) wird zwei Mal trainiert, am Samstag drei Mal, da darf man sicher sein, dass am freien Sonntag die Profis aus ihren Betten nicht herauskommen. Nur Koller wird dann weiterhin akribisch an Trainingsinhalten tüfteln, schließlich geht es am Donnerstag, 5. Juli, schon ins Trainingslager nach Teistungen.