Junge Spieler sehen nicht den Ernst der Lage
Für viele seiner Teamkollegen sei ein Fernstudium keine Option. Dabei sind es vor allem die jungen Spieler, die die Schnelllebigkeit des Fußballgeschäftes nicht wahrhaben möchten. Deshalb kassiert er auch den ein oder anderen flapsigen Spruch wie: „Warum machse‘ dat? Oder: Dat is‘ völlig unnötig.“ Doch die Meinungen lassen Weber kalt: „Abgesehen von der beruflichen Perspektive finde ich es wichtig, etwas für den Kopf zu tun. Früher habe ich aber auch nicht anders gedacht.“ Für Frank Günzel, Laufbahnberater der Vereinigung der Vertragsfußballspieler, ist diese Erkenntnis nichts Neues. „A-Jugend Spieler machen sich in der Regel noch nicht viele Gedanken um ihre berufliche Zukunft. Viele informieren sich erst mit etwa 28, 29 Jahren über die Möglichkeiten, die sich nach einer Laufbahn ergeben könnten. Obwohl 60 Prozent der Profis die Voraussetzung für ein Studium, sprich einen Fachhochschulabschluss mitbringen, studiert nur rund ein Viertel neben der Karriere“, bestätigt der Berufsberater. Davon seien die meisten Regionalliga-Spieler, vereinzelt aber auch Akteure aus den ersten drei Ligen. Doch der Trend nimmt zu. Der Zulauf der Profis auf die Fernuniversitäten steige an, betont Günzel. Der Laufbahnberater vermittelt Bildungsangebote, führt Beratungsgespräche mit einzelnen Spielern oder besucht komplette Vereine um über die Themenlage zu informieren. „Nicht alle schaffen es, sich dauerhaft im Profi-Geschäft halten zu können. Der Fußball lebt von der Schnelllebigkeit. Man ist rasch zu alt und kann aussortiert werden. Viele junge Spieler kommen nach. Außerdem gibt es ein hohes Verletzungsrisiko“, schildert Günzel die Sachlage und betont dabei die Wichtigkeit eines zweiten Standbeines. Dabei rät er vor allem zu kaufmännischen Berufen und Studiengängen, da die Chance eine Tätigkeit in der Fußballbranche zu bekommen zu gering sei. Das Dribbling zwischen Trainingsplatz, Spielfeld und Hörsaal sehen jedoch nicht alle Trainer gern, betont Günzel. Es bestehe die Angst, dass sich die Spieler nicht mehr auf den Sport konzentrieren können. Weber hat allerdings ganz andere Erfahrungen gemacht. Fortuna Düsseldorf sei mit den Karriereplanungen involviert und unterstütze ihn voll und ganz. "Wer tauscht schon gerne einen Geländewagen gegen einen Golf?"
Was für Weber früher noch so weit in Entfernung schien, ist nun Realität. Nach einer Achterbahnfahrt mit vielen Höhen und Tiefen weiß der Fortune, wie wichtig es ist, einen Plan B zu haben: „Man hört immer wieder von gescheiterten Fußballern, ehemaligen Nationalspielern, die am Ende ihrer Existenz angelangt sind. Viele verstehen nicht, dass man nach der Karriere den Lebensstandard als Fußballprofi nicht halten kann.“ Es falle den Fußballern schwer, mit den Massen an Geld umzugehen. Das Konto werde immer dicker, die Gier, es auszugeben, immer größer und dennoch wird die Kohle nicht weniger. Fußballprofi: Der schöne Schein, der den Blick auf die Realität oftmals verblendet. „Irgendwann kommt bei Jedem der Tag, an dem es mit der Karriere zu Ende ist. Viele Fußballer haben dann ein Problem, damit den Lebensstandard runterzuschrauben. Wer tauscht schon gerne einen Geländewagen gegen einen Golf, eine 100-Quadratmeter-Wohnung gegen eine Zwei-Zimmer-Bude, Designerkleidung gegen Klamotten aus üblichen Modehäusern“, erklärt Weber und fügt hinzu: „Viele Profis verpassen den Zeitpunkt, sich mit der Situation zu arrangieren und das Gehalt an den jeweiligen Lebensstil anzupassen.“
Um diesen Absturz zu vermeiden, hat Weber seine Karriere genutzt, um ein kleines Netzwerk aufzubauen, das er für die Karriere danach nutzen möchte. Die Sportmarketing-Agentur und das Studium sind dem ehrgeizigen Weber aber noch nicht genug. Nach dem Abschluss an der Fernuni möchte er zusätzlich einen Trainerschein machen. „So breit wie möglich aufstellen“ lautet seine Devise: „Zum einem, um zu schauen, wo meine Fähigkeiten liegen. Zum anderen, um möglichst schnell nach meiner Karriere eine Anschlusstätigkeit zu finden.“ Dem Fortunen sei es wichtig, sich nicht auf den Lorbeeren eines Profis auszuruhen. Er möchte einen Job bekommen, weil er die Qualifikationen dafür mitbringe und nicht, weil er einst Fußballer war. Leistungssportler ist eben nichts für die Ewigkeit. Fußball: ein Traum auf Zeit. Welche Fußballprofis außerdem neben der Karriere studier(t)en, können Sie der folgenden Seite entnehmen.
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