Der bisherige Saisonverlauf von Borussia Dortmund gleicht einer Achterbahnfahrt der Gefühle. In der Bundesliga läuft die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp der Musik hinterher und in der Champions League steht man bereits vor dem letzten Spieltag als Achtelfinalist fest. Grund genug, um mit einem Menschen zu reden, der weiß, wie es um den Doubel-Sieger von 2012 bestellt ist.
Christoph Metzelder, Sie sind in Dortmund damals zum Bundesligaprofi gereift und wurden 2001 auf Anhieb Deutscher Meister. Sie haben Dortmund viel zu verdanken. Inwieweit sind Sie über die momentane sportliche Situation vom Double-Sieger 2012 erstaunt? Ich glaube ganz Fußballdeutschland - bis auf Schalke vielleicht - ist fassungslos. Das hat eine Tragik angenommen, die einzigartig ist. Das schlägt voll ins Kontor und ans eigene Selbstverständnis, weil der BVB sich in den letzten Jahren ein Standing erarbeitet hat, Bayern-Jäger Nummer eins zu sein.
Michael Zorc ließ in der "Bild" verlauten, dass die Verträge der Spieler auch für die zweite Liga Gültigkeit besitzen. Wie ernst ist die Lage wirklich? Ich habe das selber in meiner letzten Saison mal erlebt, wo wir nach einer Niederlage bei Arminia Bielefeld kurzfristig auf einem Abstiegsplatz standen. Das war damals kurz vor Schluss der Saison und man zittert in solch einer Situation ordentlich. Die Saison ist aber noch zu lang, um sagen zu können, das hat jetzt keine existentielle Bedrohung.
In Dortmund laufen sicherlich viele Dinge zusammen. Vor allem ein Marco Reus, ein absoluter Weltklassespieler, fällt nach einem unglücklichen Zweikampf wieder mehrere Wochen aus. Inwieweit muss man solche Spieler auch einfach schützen? Für Marco tut es mir unendlich leid, weil es eine Häufung an unglücklichen Situationen gab. Die ganze Diskussion um dieses Thema halte ich aber für völlig populistisch. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Fußball brutaler geworden ist als in den 80er Jahren.
Sicherlich keine einfach Situation für Marco Reus, der wieder einmal in seiner Karriere zurückgeworfen wird. Verletzt sich Reus vor der WM nicht, wäre er jetzt wahrscheinlich Weltmeister. Inwiefern geht das auch an die eigene Psyche und führt zu Selbstzweifeln? Ich hatte selber vier Nasenbeinbrüche. Verletzungen in Folge von Zweikämpfen gehören bei einer Kontaktsportart einfach mit dazu. Natürlich ist das bitter, aber die wirklich schweren Verletzungen resultieren eher aus Überlastung oder Verschleiß. Das ist psychisch noch viel schwieriger.