Abschiede in der Bundesliga

Tränen, Emotionen, Gänsehaut

Es menschelte am vorletzten Spieltag im knallharten Bundesliga-Alltag, was Trainer Jürgen Klopp vom deutschen Fußball-Vizemeister Borussia Dortmund zu der Feststellung trieb: "Ich bin stolz, dass so etwas in dieser manchmal so aufgeblasenen Fußball-Welt noch möglich ist."

Gerade hatte Klopp die Abschiedszeremonien für Manuel Friedrich nach einem halben Aushilfsjahr und besonders für Robert Lewandowski verfolgt. Mit einer innigen wie demonstrativen Umarmung des Polen nach dessen Auswechslung in der Nachspielzeit hatte Klopp seinen persönlichen emotionalen Beitrag geleistet. Anschließend stand der Pole allein, von Gefühlen übermannt, vor der Südtribüne mit den 25.000 treuesten BVB-Fans, die ohrenbetäubend den Namen des Torjägers skandierten.

Nach den beiden letzten Dienstreisen nach Berlin, zum letzten Liga-Spiel gegen Hertha BSC und Pokalfinale am 17. Mai wird er zum Endspielgegner und Dortmunder Erzrivalen Bayern München wechseln. In Erinnerung bleibt eine eindrucksvolle Statistik nach vier Jahren in schwarz-gelb: 185 Pflichtspiele mit 101 Toren. In der laufenden Liga-Saison erzielte "Lewa" 18 Treffer, die Torjäger-Kanone bleibt in Reichweite.

Nach 18 Jahren sagte auch Marc-André ter Stegen in Mönchengladbach "Ade". Mit Tränen in den Augen trat der Torhüter vor die Fankurve, küsste immer wieder die Raute auf seinem Trikot und griff bewegt nach dem Stadion-Mikrofon. "Gladbach ist der geilste Klub der Welt", brüllte der 22-Jährige. "Das war sehr emotional", so ter Stegen.

Mainz mit 3:1 geschlagen, eine Top-Leistung gezeigt und die Chance auf die Champions League gewahrt: Besser hätte ter Stegens letztes Heimspiel kaum verlaufen können. Doch wohin es den Youngster in der kommenden Saison zieht, wollte er noch immer nicht verraten, obwohl es längst die Spatzen von den Dächern pfeifen.

Ziel, das scheint sicher, ist der FC Barcelona. Und das er sich dort durchsetzen wird, ist für Coach Lucien Favre keine Frage: "Er ist einer der besten Torhüter der Welt." Und wieder bekam ter Stegen feuchte Augen.

"Es war toll für Aaron. Gleichzeitig wird einem bei seinen Toren aber auch vor Augen geführt, was uns im nächsten Jahr fehlen wird"

Unbekannt ist auch das Ziel von Aaron Hunt (215 Bundesligaspiele/46 Tore). Nach 13 Jahren endet am kommenden Samstag beim Saisonfinale die Ära Werder Bremen. Zum Abschied entschied der 27-Jährige den 2:0-Sieg über Hertha BSC im Alleingang mit einem Doppelpack. Nach dem Abpfiff folgte die dritte Halbzeit, Hunt schüttelte viele Hände, umarmte die Fans. Werder-Trainer Robin Dutt blickte bereits über den Moment hinaus: "Es war toll für Aaron. Gleichzeitig wird einem bei seinen Toren aber auch vor Augen geführt, was uns im nächsten Jahr fehlen wird."

In Stuttgart verabschiedete sich nach elf Jahren ein weiterer Ex-Nationalspieler. Immerhin bestritt der gebürtige Brasilianer Cacau 23 Länderspiele für Deutschland. Im Ländle schätzte sie den stets bescheidenden Torjäger für seine 80 Treffer in 282 Erstliga-Einsätzen für den VfB. Wo er demnächst auf Torejagd gehen wird - niemand weiß es. "Ich werde euch nicht vergessen, ich werde bald zurückkommen", wird Cacau zitiert.

Für das Bild des Tages sorgte jedoch Trainer Armin Veh. Der 53-Jährige schwenkte eine riesige Fahne mit dem Eintracht-Adler vor der Fan-Kurve. "Das ist etwas, wofür man arbeitet, wenn man ein paar Jahre im Geschäft ist", sagte Veh, der seine nächste Station nach drei Jahren in Frankfurt zumindest noch nicht offiziell verkündet hat. "Aber solche Situationen machen das Trainerleben schön, das werde ich nie vergessen."