Beim ersten Pflichtspiel des neuen Jahres blendete der Angreifer all das aus, zeigte eine äußerst engagierte Leistung – und avancierte unterm Strich gar zum besten Borussen.
Normaler Empfang für Lewandowski
Er war nicht erwartet worden und es gab ihn schlussendlich auch nicht. Lewandowski hat seine Abschiedstournee im Dortmunder Trikot ohne den kleinsten Anflug eines Spießrutenlaufs begonnen. Obwohl Anfang des Jahres, als der Torjäger seinen im Sommer zu vollziehenden Wechsel zum FC Bayern München offiziell verkündet hatte, die üblichen Beschimpfungen im Internet nicht ausgeblieben waren, fielen die Reaktionen der BVB-Anhänger doch vergleichsweise milde aus.
Natürlich wird er als „Fahnenflüchtiger“, der ausgerechnet zum größten nationalen Konkurrenten geht, nicht mehr inbrünstig geliebt, voreilig verstoßen möchten sie Lewandowski in Dortmund indes auch nicht. Ohne vernehmbare Pfiffe empfing die Südtribüne den Polen am Samstag, der in der Rückrunde schließlich noch tatkräftig helfen soll, die angepeilten Ziele zu erreichen. Die überbordende Emotionalität, die beim völlig überraschenden Götze-Wechsel zu übelsten Anfeindungen geführt hatte, blieb angesichts der Offenheit, mit der Lewandowski seit langer Zeit über den bevorstehenden Abschied gesprochen hatte, aus.
Verein unterstützt seinen Torjäger
Dass freilich nicht alle Fans der Entscheidung mit Verständnis begegnen, bewies Ende letzter Woche eine Gruppe Jugendlicher, die Lewandowski und seine Frau Anna in der Dortmunder Innenstadt entdeckt und anschließend beleidigt haben. Lewandowski soll die Jugendlichen daraufhin zur Rede gestellt und angeblich geschlagen haben. Letzteres behauptet zumindest ein 17-Jähriger, der bei der Polizei Anzeige erstattet hat.
Der Beschuldigte streitet dies vehement ab: „Gleichzeitig möchte ich feststellen und klar sagen, dass ich keine Gewalt gegen die Personen, die meine Privatsphäre verletzt haben, angewendet habe“, schrieb Lewandowski auf seiner Facebook-Seite. Alle Beteiligten sollen demnächst als Zeugen zu dem Vorfall befragt werden. „Wir stehen ihm (Lewandowski, Anm. d. Red.) mit allem, was wir haben, zur Seite“, kündigte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke an, der von der Unschuld des Spielers überzeugt ist.
Nur ein Treffer fehlte
Der trat unterdessen einmal mehr den Beweis an, dass er auf dem Ohr für jegliches mediales Getöse taub ist. Völlig unbeeindruckt von allen Begleitumständen spulte der 25-Jährige gegen den FC Augsburg sein Programm ab. In vorderster Front schmiss er sich in jedes Duell, behauptete und verteilte unnachahmlich die Bälle und kam in ein, zwei Szenen auch selbst gefährlich vor das Tor von Marwin Hitz – nur ein Treffer wollte ihm nicht gelingen.
Zu seiner Leistung äußern wollte sich Lewandowski nach dem Schluss-pfiff zumindest gegenüber den deutschen Medienvertretern nicht. Ein kurzes Interview mit einem polnischen Radiosender, dann verließ er eilig das Stadion. Jetzt sind es nur noch 16 Spiele in der Bundesliga, bei denen er dies in einer schwarz-gelben Trainingsjacke machen wird.