Trainer Jens Keller hat nach dem 4:1 gegen Augsburg darauf verwiesen, dass fünf Schalker Spieler auf dem Feld standen, die aus dem eigenen Nachwuchs kommen. Ist das der Schalker Weg, auf den der Verein doch zurecht stolz sein sollte? Auf jeden Fall! In der Jugend sind wir extrem gut aufgestellt. Wir haben richtig gute Trainer im Nachwuchs und nicht umsonst mit der U 19 zweimal hintereinander um die Deutsche Meisterschaft gespielt, beziehungsweise sie einmal sogar gewonnen. Es ist für uns mehr als erfreulich, wenn ein Spieler wie Kaan Ayhan so früh schon zu seinem Bundesliga-Debüt kommt und Max Meyer mit 18 Jahren bereits mehrfach in der Startelf gestanden hat. Sie und natürlich auch Benedikt Höwedes, Joel Matip, Julian Draxler sowie Sead Kolasinac sind Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, die eine hohe Identifikation mit dem Klub mitbringen. Daher stört es uns schon ein wenig, wenn das in der Berichterstattung untergeht.
Nur mit jungen Leuten geht es aber doch nicht, schließlich haben Sie Ihre eigene Personalpolitik spät im August korrigiert und mit Kevin-Prince Boateng sowie Dennis Aogo zwei gestandene Profis geholt. Boateng hat sich toll auf Schalke eingefügt, ist aber jetzt ein Sorgenkind... Ich habe da keine Sorge. Kevin hat sich in den letzten Wochen immer wieder zur Verfügung gestellt, obwohl er Schmerzen hatte. Das hat dem Knie nicht gutgetan, denn ein Reizzustand geht eben nur dann weg, wenn man mal eine Pause einlegt. Er hatte in seinen vorherigen Vereinen immer viele Einsätze, sodass wir sicher nicht von einem ständigen Problem reden müssen. Wir sind gerade auf einem guten Weg, den Reizzustand in den Griff zu kriegen. Die Behandlung in München hat gut angeschlagen, sodass er uns vielleicht in Braunschweig schon wieder zur Verfügung steht.
Der Schalker Mannschaft wird jetzt, nachdem Sie in den letzten Wochen erfolgreich war, vorgeworfen, Sie spiele keinen attraktiven Fußball. Teilen Sie die Einschätzung? Ich respektiere jede Meinung, aber ob das immer die Wahrheit ist, steht auf einem anderen Blatt. Wir beschäftigen uns mit Fakten, und die besagen, dass wir in zwei Wettbewerben im Soll sind, in der Champions League sogar mit zwei Siegen darüber, da haben wir das Maximale herausgeholt. Und im Pokal haben wir ein Heimspiel gegen Hoffenheim, das wir gewinnen wollen und können. Was uns nicht zufrieden stellt, ist die bisherige Ausbeute in der Liga, da haben wir Punkte liegen gelassen, weil wir die Leistung nicht in jedem Spiel gebracht haben und nicht konstant genug waren. Wir sind aber jetzt wieder auf einem ordentlichen Weg und von den ausgegebenem Ziel nicht so weit weg. Auf Platz vier sind es nur zwei Punkte, von daher haben wir schon einiges an Boden wieder gutgemacht.
Mehr als Platz vier ist aber in dieser Saison in der Bundesliga nicht drin, oder? Die ersten drei Mannschaften agieren bisher sehr konstant, daher macht es momentan keinen Sinn, auf sie zu schauen. Zudem haben wir nur noch einen direkten Vergleich mit Bayer Leverkusen, da können wir nur drei Punkte aufholen, daher sind wir auch davon abhängig, wie sie spielen. Das ist aber jetzt nicht unser Thema, schließlich haben wir erst ein Viertel der Saison absolviert. Uns geht jetzt erst einmal darum, das nächste Spiel zu gewinnen.
Ist es undankbar, jetzt in Braunschweig antreten zu müssen, einem Aufsteiger, der vor zwei Wochen als Tabellenletzte das Spiel des Jahres, das Derby in Wolfsburg, gewonnen hat? Nein, für uns sollte es überhaupt keine undankbaren Aufgaben geben, sondern nur dankbare. Das bedeutet aber nicht, dass es eine einfache Sache wird, denn Braunschweig ist eine verschworene Einheit. Verein, Mannschaft und Fans stehen ganz eng zusammen. Es ist ein Kultklub, der nach zig Jahren wieder in der Bundesliga mitspielt und nach dem Sieg in Wolfsburg von der Euphorie getragen wird. Das heißt für uns aber alles nichts, denn wir wollen trotzdem die Punkte von dort mitnehmen.