Doch so zielsicher wie das schwarz-gelbe Insekt seinen Stachel bei der Einwechslung von Sven Bender in den Arm des BVB-Coaches "gerammt hatte" präsentierte sich der deutsche Vizemeister Borussia Dortmund beim 1:0 (0:0) über Werder Bremen keineswegs. Dennoch steht unter dem Strich ein Saisonstart wie zuletzt in den Meisterjahren 1994/95 und 2001/02 und der fünfte Sieg im fünften Pflichtspiel der Saison.
Nach einer kurzen Behandlung nach dem Abpfiff durch den Teamarzt analysierte Klopp frohgelaunt den dritten Dreier am dritten Bundesliga-Spieltag, nach dem es nur die Ausbeute zu bemängeln gab. Am Ende des Einbahnstraßen-Fußballs standen immerhin 32 Torschüsse in der Statistik. Öfter schossen die Westfalen nur einmal auf das gegnerische Tor, und zwar 37-mal beim 2:1 im März 2006 gegen den 1. FC Kaiserslautern.
Es war ausgerechnet Robert Lewandowski (55.) vorbehalten, den hochverdienten Erfolg und insgesamt 450. Heimsieg des BVB unter Dach und Fach zu bringen. "Er hat sich dafür belohnt, dass er gearbeitet hat wie ein Stier", betonte Klopp. Mit dieser Vorstellung dürfte der wechselwillige Torjäger auch die letzten Zweifler beruhigt haben, die eine mangelnde Motivation des Polen nach dem von den BVB-Verantwortlichen untersagten Wechsel zu Bayern München befürchtet hatten.
"Das Thema ist abgehakt, ich konzentriere mich derzeit nur auf Borussia Dortmund", bestätigte der 25-Jährige nach seinem 56. Treffer im 101. Ligaspiel für den BVB. "Das war heute ein sehr schwieriges Spiel für mich und die ganze Mannschaft. Von daher freue ich mich über die nächsten drei Punkte und natürlich auch über mein Tor."
Man müsse aber auch bedenken, "dass es erst der dritte Bundesliga-Spieltag war. Wir haben noch viele Spiele vor uns und werden in jedem Spiel ein bisschen besser werden." Damit meinte der Matchwinner besonders die Chancenverwertung, denn ein frühres 2:0 hätte den BVB-Fans unter den 80.645 Zuschauern in der ausverkauften Arena einige Zitterminuten in der Schlussphase erspart.
"Aber was soll ich rummeckern?" "Ich finde nicht, dass nach neun Punkten aus drei Spielen die mangelnde Chancenverwertung das coolste Thema ist. Diesen Teilbereich müssen wir aber verbessern, auch in allen anderen Bereichen haben wir noch Luft nach oben. Aber was soll ich rummeckern?", fragte Klopp und erinnerte besonders an die zweite Halbzeit, als seine Truppe "den Fuß nicht mehr vom Gaspedal genommen hat." "Das 25. Tor kann jeder schießen, wenn du schon vorher 24 gemacht hast", relativierte der 46-Jährige.
Die Borussia zelebrierte ihren unterhaltsamen Vollgas-Fußball, wirkte aber teilweise zu unruhig und unrund in ihren Aktionen. "Der letzte Pass kam oft nicht an", erklärte Nationalspieler Marco Reus, der für Lewandowski maßgerecht aufgelegt und mit einem energischen Einsatz auf der Außenbahn die Defensive der Bremer aus den Angeln gehoben hatte.
Es war der erste Gegentreffer für die Bremer nach zwei glücklichen 1:0-Erfolgen in Braunschweig und gegen Augsburg. Trainer Robin Dutt wollte dem Auftritt seiner Mannschaft dennoch Gutes abgewinnen: "In der letzten Viertelstunde haben wir gezeigt, welches Potenzial in uns steckt. Wir müssen es nur noch rausholen. Wir haben noch viel Arbeit vor uns."
Selbst Klopp bestätigte: "Das sah schon gut aus." Anschließend outete sich der BVB-Coach als "Freund von Werder Bremen". Der sei er immer schon gewesen. "Und ich bin sicher, dass Bremen wieder zu alter Stärke findet."