Erfrischend war er nicht, der Glitzerregen, der auf die Spieler von Borussia Dortmund herabfiel, die der Reihe nach den soeben gewonnenen Supercup in die drückend-schwüle Dortmunder Nachtluft reckten und gemeinsam mit ihren begeisterten Fans den gleichermaßen überzeugenden wie verdienten 4:2 (1:0)-Sieg über Triple-Gewinner Bayern München feierten.
Nichtsdestotrotz hatte das bei Siegerehrungen branchenübliche Konfetti eine geradezu belebende Wirkung. Die kleinen goldenen Fetzen, die noch auf dem Weg in die Kabine in den Haaren der Spieler hingen, unterstrichen die vielleicht wichtigste Erkenntnis des Abends: Bayern München ist zu besiegen.
"Die Bayern sind auf so ziemlich alles Favorit"
Eine Nachricht, die dazu geführt haben dürfte, dass im ganzen Land Trainer und Spieler der Bundesligisten wieder etwas ruhiger schlafen können. In den letzten Wochen und Monaten war dem Rekordmeister der Nimbus der Unbesiegbarkeit mit derartiger Vehemenz angedichtet worden, dass die Gegner schon im Vorfeld der Duelle in Ehrfurcht erstarrten. „Bei vielen Interviews, die man von anderen Mannschaften zuletzt gehört hat, klang eine gewisse Resignation durch“, meinte etwa Mats Hummels. „Jeder weiß, dass die Bayern auf so ziemlich alles Favorit sind. Trotzdem kann man in den 90 Minuten, in denen man gegen sie spielt, immer versuchen, sie zu schlagen.“
Allerdings darf bezweifelt werden, dass es deutschland-, ja sogar europaweit viele Mannschaften gibt, die über die Qualität verfügen, den Bayern das Leben derart schwer zu machen. Der BVB, der an diesem Abend wahrlich über weite Strecken der Begegnung taktisch hervorragend verschob und verteidigte, mit präzisen Angriffen eigene Chancen kreierte und diese zudem eiskalt nutzte, musste eindeutig an seine Grenzen gehen.
Keine Relevanz, aber ein Zeichen
Welchen Stellenwert der Erfolg 63 Tage nach der Niederlage in Wembley hat, war an den Jubelszenen auf dem Rasen und später auch an den Geräuschen, die aus der Kabine drangen, zu erkennen. Die Freude bezog sich dabei freilich nicht vorwiegend auf den ersten Titel der jungen Spielzeit. Vielmehr kräftig das Wissen, nach fünf sieglosen Spielen den FC Bayern wieder bezwungen zu haben, den Glauben an die unbestritten vorhandenen eigenen Fähigkeiten. „Der Sieg ist wichtig für unsere mentale Stärke“, erklärte Roman Weidenfeller. „Wir haben gesehen, dass wir gegen jede Mannschaft bestehen können.“
Zwei Wochen vor dem Start der Bundesliga hat der BVB sicherlich für die ganze Liga, aber nicht zuletzt auch für sich selbst ein wichtiges Zeichen gesetzt. Natürlich betonten die Protagonisten zurecht, dass der Sieg keine Relevanz für die anstehende Spielzeit habe, doch bei aller angemessenen Zurückhaltung schwang bei der Bewertung auch ein Hauch Erleichterung und Genugtuung mit. „Wenn wir mit Leidenschaft und viel Aufwand spielen, dann können wir sie schlagen“, befand ein zufriedener Jürgen Klopp. Da wollte auch sein Abwehrchef nicht widersprechen. „Wenn wir unseren Fußball konsequent durchziehen, haben wir eine herausragende Mannschaft, die sehr viel erreichen kann.“ Es soll nicht der letzte Glitzerregen in dieser Saison gewesen sein.