Klick, klick, klick, klick, klick. Wenn Jürgen Klopp dieser Tage in der Nähe von Henrikh Mkhitaryan, Pierre-Emerick Aubameyang oder Sokratis auftaucht, dann drücken die anwesenden Fotografen im Maschinengewehr-Takt auf ihren Auslöser, um festzuhalten, wie der Dortmunder Coach seinen neuen Schützlingen seine Vorstellungen vom Fußball vermittelt.
Am Samstagmorgen war es vor allem Mkhitaryan, der während einer Einheit, deren Schwerpunkt auf Verschieben und Pressing lag, gleich mehrfach Anweisungen von Klopp entgegennahm. Offenbar verstand er diese sehr gut, denn beim Testsieg am Abend sah es bei seinem 45-minütigen Einsatz über weite Strecken erneut so aus, als sei er schon ewig in dieser Mannschaft.
Wenn Ironie plötzlich ernst wird
Der große Vorteil des Armeniers ist dabei, dass ihm Dolmetscher Massimo Mariotti jederzeit zur Seite steht, wenn er irgendetwas nicht genau versteht. Nicht auszudenken, er würde sein Smartphone zücken, Klopps Worte in eine Übersetzungsmaschine eingeben und sich aus dem meist unverständlichen Wirrwarr, das dabei herauskommt, zusammenreimen, was sein Coach ihm eigentlich sagen wollte.
Eine andere Schwäche dieser Helferlein im Internet hat dazu geführt, dass RevierSport plötzlich Gesprächsthema im fernen Indien wurde: Online-Übersetzer können keine Ironie erkennen. Darum sei an dieser Stelle unmissverständlich gesagt: Borussia Dortmund möchte Sunil Chhetri NICHT unter Vertrag nehmen! Das berichtete nämlich am Freitag ESPN.com und berief sich dabei auf den RS-Tagebucheintrag vom ersten Tag in Bad Ragaz, der natürlich verlinkt war und allen Lesern die Chance gab, die vermeintliche Quelle per Übersetzer zu überprüfen und herauszufinden, dass Chhetri tatsächlich in dem Text mit dem BVB in Verbindung gebracht wird - was aber, für den Muttersprachler leicht zu erkennen, alles andere als ernst gemeint war.
Die ersten Interview-Anfragen trudeln ein
Im Text ging es um das schwarz-gelbe Fieber, das nach der Verpflichtung von Mkhitaryan in Armenien grassiert und endete mit dem Hinweis, der BVB sollte doch vielleicht Chhetri, den besten Fußballer Indiens, als Perspektivspieler holen, weil dann über 1,2 Milliarden Inder BVB-Fans werden könnten. Ernst war das natürlich nicht gemeint und schon gar nicht hieß es in dem Artikel, die Dortmunder seien tatsächlich an dem Spieler interessiert, was nachher in vielen Übersetzungen behauptet wurde.
Zwar stellte der Autor des Textes auf ESPN.com, kein Geringerer als der in BVB-Kreisen bekannte Dembowski, klar, dass er die Ironie in seiner Version nur hatte übernehmen wollen, doch aus "This led RevierSport to suggest that Dortmund should", einer ziemlich vagen Formulierung, wurde binnen weniger Stunden "Dortmund eyes India star", was für eine Menge Wirbel in Indien sorgte. Inzwischen sind auch die ersten Anfragen der Times of India, der größten englischsprachigen Tageszeitung in Indien, beim BVB eingetrudelt. Chhetri wird das alles nicht helfen. Er kann von sich behaupten, einen Tag lang hartnäckig mit dem BVB in Verbindung gebracht worden sein. Spielen wird er dort aber nicht.