Der muss damit leben, dass er nun vordergründig in die Kritik gerät, auch wenn er durchaus Gründe zur Rechtfertigung anführen kann. "Es war von Anfang an eine schwierige Situation, schon in der Vorbereitung hatten wir sehr viele Verletzte." Auch vor dem Match beim VfL gab er zurecht zu bedenken: "Ich habe erst am Freitag erfahren, dass Sebastian Kehl, Christoph Metzelder, Alex Frei sowie Lars Ricken mir wieder zur Verfügung stehen. Sie haben aber trotzdem einen enormen Trainingsrückstand gehabt." So muss der 53-Jährige immer wieder basteln, der beste Torjäger Frei (elf Treffer) konnte beim VfL aufgrund seiner vorherigen Grippe nur 15 Minuten zum Einsatz kommen. So stellte der Coach kopfschüttelnd fest: "Wir bringen einfach nicht das, was wir uns vorgenommen haben."
Wirft er vielleicht von sich aus die schwarz-gelbe Flinte ins Korn, weil er die Spieler nicht mehr erreicht? "Schon als Spieler und auch später als Trainer habe ich mich immer mit den Akteuren unterhalten. Auch in den letzten zwei Tagen wurden wieder viele Einzel- und Gruppengespräche geführt."
Aber was helfen diese gut gemeinten "Schwätzchen", wenn niemand genau hinhört? "Ich habe die gesamte Woche darauf hingewiesen, dass wir hinten gut stehen und nicht in Konter laufen dürfen. Und genau nach so einem geraten wir in Rückstand." Das "Damoklesschwert von Heesen" behindert seine Arbeit nach eigenen Angaben nicht. "Ich wusste von Anfang an, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit in der neuen Spielzeit der neue BVB-Trainer wird. Mehr kann ich und will ich dazu nicht sagen. Die Entscheidungen treffen die handelnden Personen."
Der Ex-Berliner glaubt weiter daran, das Ruder noch herumreißen zu können, wenn er in Ruhe weiterarbeiten kann: "Am liebsten wäre es mir, wenn ich schon am Montag mit der Truppe die gesamte Woche in ein Trainingslager fahren könnte." Ein Wunsch, den ihm Michael Zorc am Samstag Abend weder abschlagen noch erfüllen wollte: "Wir werden alle die Lage erst einmal in Ruhe analysieren. Dann kommt es zu den notwendigen Entscheidungen."
Die könnte auch Ablösung des Trainers bedeuten, aber wer soll in die Bresche springen? Sollte "TvH" tatsächlich schon an der Borussen-Angel hängen, dann wird sich wohl kaum jemand finden, der beim angeschlagenen BVB in den letzten Saisonpartien seinen Ruf verspielt. Auf dem besten Wege das zu tun, ist dagegen von Heesen. Ist er sich mit Dortmund wirklich einig, dann muss er jetzt an Bord gehen, wenn nicht, dann kann der Club auf seine Dienste auch ab dem 1. Juli verzichten, da er sich dann nicht gerade als vereinskonform ausgezeichnet hat.
Irgendwie wirken die Verantwortlichen in der jetzigen Phase ratlos, die Situation kam für sie zu überraschend. Auch wenn Watzke bereit ist, letztendlich dafür gerade zu stehen: "Für die sportliche Situation ist sicherlich der Trainer verantwortlich. Aber die Gesamtverantwortung trage ich, dazu stehe ich auch." Die könnte nach 34 Spieltagen auch zum Abstieg führen, denn in Bochum präsentierten sich die Borussen insgesamt desolat.
Gegen einen, der VfL möge es verzeihen, nicht übermächtigen Gegner. Und am Ende erwischt es in der Tabelle meistens einen, der nicht damit gerechnet hat. Heißester Kandidat ist dafür in diesem Jahr Borussia Dortmund. Denn die Akteure reden zwar vom Abstiegsskampf, verinnerlicht hatten ihn ihn im Rewirpower-Stadion nur Roman Weidenfeller, Tinga, Florian Kringe und Leo Dede.