Andreas Müller, können Sie überhaupt gegen Schalke 04 gewinnen wollen?
Ich spiele ja nicht selbst (lacht)! Es geht nicht um mich, auch wenn ich mich auf das Wiedersehen mit vielen Menschen, die mich in meiner Zeit auf Schalke begleitet haben, sehr freue. Für uns geht es darum, nach dem schwachen Saisonstart endlich in die Spur zu kommen.
Woran liegt es, dass Hoffenheim trotz spektakulärer Transfers wie Tim Wiese die Erwartungen nicht erfüllen kann?
Zum einen wurden vor der Saison möglicherweise zu ambitionierte Ziele ausgegeben. Ich halte das Erreichen eines internationalen Wettbewerbs noch nicht für realistisch in dieser Spielzeit und mit dieser Mannschaft. Dann haben wir in den ersten neun Spielen gesehen, wo der Schuh drückt. Wir haben acht Punkte geholt und mit 20 die meisten Gegentreffer kassiert...
Wieviele Zähler hat der Unfall von Boris Vukcevic gekostet?
Das kann man schlecht messen, aber vor dem Heimspiel gegen Augsburg stand der Verein in Schockstarre. Wichtig war für die Mannschaft die Rückmeldung der Eltern, dass das Spiel stattfinden solle - für Boris, weil er es gewollt hätte. Seither regiern bei uns die Prinzipien Hoffnung und Zuversicht, dass der Junge wieder ganz gesund wird.
Schalke spielt im Gegensatz zu Hoffenheim eine starke Saison. Glauben Sie dass Ihr Ex-Klub den Bayern die Meisterschaft streitig machen kann?
Dafür ist es noch zu früh. Schalke macht einen sehr homogenen Eindruck, ist von der Altersstruktur her ideal zusammen gestellt, bringt eine enorme spielerische Qualität mit und zeigt den richtigen Charakter. Da sind erfahrene Spieler wie Klaas-Jan Huntelaar sowie Jermaine Jones und junge Leute wie Benedikt Höwedes, Lewis Holtby und Julian Draxler, die in der Bundesliga auch bereits ihre Klasse gezeigt haben. Das passt sehr gut.
Hört sich fast so an, als ob sie lieber wieder auf Schalke statt in Hoffenheim arbeiten würden...
Nein, so ist das nicht gemeint! Ich fühle mich in Hoffenheim sehr wohl. Hier habe ich eine große Aufgabe angenommen und bin selbstbewusst genug zu behaupten, dieser Herausforderung gewachsen zu sein. Dennoch kann ich mit Respekt sagen, dass auf Schalke sehr gute Arbeit geleistet wird. Mein Kollege Horst Heldt und mein ehemaliger Trainer Huub Stevens haben es geschafft, den Kader qualitativ zu verstärken und gleichzeitig die Konsolidierung des Vereins weiter voran zu treiben.
Hätten Sie es für möglich gehalten, dass Stevens beim zweiten Anlauf - zumal in der schwierigen Situation nach dem krankheitsbedingten Rückzug von Ralf Rangnick - noch einmal so erfolgreich auf Schalke sein würde?
Ja, er war in dem Moment genau der richtige Mann. Er kennt Schalke in- und auswendig, bringt die richtige Mentalität mit und ist ein akribischer Arbeiter. Unsere gegenseitige Wertschätzung ist sehr hoch, er war der beste Trainer, den ich in meiner aktiven Karriere hatte.
2001 ist er mit Schalke ‚Meister der Herzen' geworden, Sie waren ja bei dem Drama im Parkstadion live dabei. Daher noch einmal die Frage nach der Schale: Wenn sie einer nach Schalke holt, dann der ewige Stevens?
Ich glaube, dass auch in dieser Saison kein Weg an den Bayern vorbei führt. Aber wenn sie mal schwächeln, gibt es nur zwei Konkurrenten: Dortmund und Schalke. In den letzten zwei Jahren war es der BVB, der zum richtigen Zeitpunkt da war...