Ein Fußballprofi macht während seiner Karriere derart viele Spiele, dass er sich am Ende der Laufbahn, wenn in großen Interviews auf Höhen und Tiefen des sportlichen Werdegangs zurückgeblickt wird, unmöglich an alle wird erinnern können. Bis dieser Punkt bei Marcel Schmelzer erreicht ist, werden voraussichtlich noch gut zehn Jahre ins Land gehen. Dass der heute 24-Jährige dann allerdings auch über den 2:1-Sieg im Champions-League-Gruppenspiel der Saison 2012/2013 gegen Real Madrid erzählen wird, daran dürfte kein Zweifel bestehen.
"Ich werde weiter Fußball spielen"
Schließlich war er es, der mit einem fulminanten Linksschuss den umjubelten Siegtreffer gegen das an diesem Abend teilweise biedere „weiße Ballett“ erzielt hatte. Er, der zuletzt durch die Irrungen und Wirrungen der unglücklichen bis unverschämten Aussagen des deutschen Nationaltrainers in die Kritik geraten war. Beeinflusst hat ihn das alles nicht, erklärte Schmelzer am Dienstagabend um kurz vor Mitternacht. „Es ist nicht so, dass ich mich durch Sachen, die in den Medien geschrieben stehen oder die Leute über mich sagen, runterziehen lasse. Ich kann mich sehr gut einschätzen und werde weiter Fußball spielen.“ Ein Versprechen, das mit Sicherheit auch Jogi Löw freut, der Schmelzers Gala-Auftritt live im Stadion verfolgte.
Der Linksverteidiger überzeugte nämlich nicht nur wegen seines siegbringenden Treffers, sondern legte überdies all die Eigenschaften an den Tag, die in einer modernen Ausschreibung seines Arbeitsplatzes vorkommen: Laufstark, kompromisslos in den Zweikämpfen, mit viel Offensivdrang und gefährlichen Hereingaben. Dass er nach seiner schmerzhaften Knochenstauchung gegen die Madrilenen überhaupt spielen konnte, stand lange auf der Kippe. „Ich hatte noch beim Warmmachen Schmerzen. Als das Spiel dann losging, war der Körper aber so voll Adrenalin, dass ich sie ausblenden konnte.“
"Das ist Wahnsinn"
Gut so. Denn auf diese Weise ging für Schmelzer ein Kindheitstraum in Erfüllung. „Das ist genau das, was man sich als kleiner Junge vorstellt: Gegen Real Madrid in der Champions League zuhause in Dortmund das Siegtor zu schießen – das ist Wahnsinn.“ Was in ihm vorging, als um ihn herum über 60.000 BVB-Fans in Ekstase versetzt jubelten? „Was ich gedacht habe, weiß ich nicht mehr. Ich habe mich einfach gefreut, dass der Ball im Tor war.“