Flugs verschwand er im Mannschaftsbus. Der Auftaktsieg in der Champions League war gerade eine Stunde alt, da wollte Stevens schon weiter: Bayern München wartet.
"Die sind ein anderes Kaliber", sagte Kapitän Benedikt Höwedes, der mit dem 50. Schalker Tor in der Champions League (41.) den ersten deutschen Europacup-Erfolg in Piräus seit 30 Jahren eingeleitet hatte. Mit Blick auf das Spitzenspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) fügte der Nationalspieler an: "Wir lechzen danach, gegen die Bayern einen Sieg einzufahren."
Diesmal scheinen die Königsblauen bereit zu sein für das Duell mit dem Rekordmeister. Vier Siege und ein Remis in den ersten fünf Pflichtspielen, vor allem aber die souveräne Vorstellung im Hexenkessel von Piräus zeugen von einem weiteren Entwicklungsschritt der jungen Mannschaft, die in der Vorsaison in vier Spielen gegen Bayern und Meister Borussia Dortmund noch völlig chancenlos war. "Ich will nicht sagen, dass ein Sieg gegen Bayern Pflicht ist", meinte Lewis Holtby, "aber wir wollen zeigen, dass wir gegen die beiden Großen gewinnen können. Wir können was Großes schaffen."
Möglicherweise erweist sich dabei sogar der Weggang von Superstar Raúl als Glücksfall. "Wir sind unberechenbarer geworden. Jeder kann jeden ersetzen", stellte Holtby fest, der seinen 22. Geburstag feierte - zunächst mit der Vorlage zu Huntelaars 37. Europacuptor (59.), dann mit einer doppelten Runde für die Teamkollegen, "weil es eine Schnapszahl ist. Wenn jemand Milch mit Honig haben möchte, gebe ich die auch aus".
Der Spanier war erstmals in einem Europapokalspiel der Schalker nicht mehr dabei - und wurde überhaupt nicht vermisst. "In der Vergangenheit waren unsere Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt, jetzt haben wir die nötige Flexibilität", sagte Manager Horst Heldt und führte aus: "Wir können in verschiedenen Systemen spielen, mit unterschiedlichem Personal. In der letzten Saison war das so nicht möglich."
Den Champions-League-Rekordtorschützen, der jetzt in Katar kickt, ersetzten die Schalker auch in Piräus im Kollektiv. Holtby in der Zentrale standen diesmal Jefferson Farfán und Neuzugang Tranquillo Barnetta, der sein Startelf-Debüt gab, auf den Außenpositionen zur Seite, der überragende Jermaine Jones sicherte neben dem Ex-Gladbacher Roman Neustädter nach hinten ab. Sehr kombinationssicher dominierte das Schalker Mittelfeld das Spiel, allenfalls die Torausbeute stimmte noch nicht, sodass es bis zum Ende unnötig spannend blieb.
Barnettas Einsatz überraschte So schoss Barnetta völlig frei über das fast leere Tor (51.), und Huntelaar traf nach einem Foul an dem Schweizer vom Elfmeterpunkt den Pfosten (61.). Dass der Ex-Leverkusener Barnetta von Beginn an spielte, überraschte viele.
Barcelona-Leihgabe Ibrahim Afellay und Jungstar Julian Draxler saßen zunächst auf der Bank. "Afellay ist noch nicht da, wo ich ihn haben will", sagte Stevens über den niederländischen Nationalspieler. "Wir haben in den nächsten zehn Tagen vier schwere Spiele, da brauchen wir einen ausgeglichenen Kader", ergänzte der Trainer - Rotation à la Stevens, mit Raúl undenkbar.