Trotzdem hätte Kevin Großkreutz am Freitagabend ohne Frage lieber den beiden Letztgenannten gegenüber gestanden, denn dann hätte er in Hannover gegen die Färöer Inseln sein viertes A-Länderspiel absolviert. Stattdessen spielte er mit einer bunt gemischten Dortmunder Mannschaft, in der Spieler der Reserve und der A-Jugend den arg dezimierten Kader auffüllten, beim Regionalligisten VfB Hüls.
Hätte, wenn und aber interessiert ihn nicht
Die Situation beim Deutschen Meister ist für Großkreutz derzeit nicht leicht. Der „Dortmunder Junge“, der beim Anhang hoch im Kurs steht, konkurriert im Rennen um den Stammplatz auf der linken Seite – sofern es den überhaupt gibt – in erster Linie mit Ivan Perisic. Der Kroate, das ist die einhellige Meinung beim BVB, kann in dieser Saison explodieren, was mit seinem eigenen Ziel, im zweiten Jahr den Durchbruch zu schaffen, ziemlich gut korrespondiert. Als Konkurrent kommt zudem noch Mario Götze hinzu, der ebenfalls auf dem linken Flügel eingesetzt werden könnte, um gemeinsam mit Marco Reus und Jakub Blaszczykowski zu spielen.
Doch Großkreutz wäre nicht Großkreutz, würde er sich von diesen Hätte-wenn-und-aber-Szenarien beeindrucken lassen würde. „Ich möchte spielen, das wird auch der Trainer nicht übersehen haben. Wie er dann letztlich entscheidet, liegt bei ihm. Aber mit mir ist auf jeden Fall zu rechnen“, erklärt Großkreutz äußert selbstbewusst.
Am Badeweiher, vor den Türmen des Marler Chemieparks, empfahl er sich mit einem gefühlvollen Heber zum 1:0 kurz vor der Pause und einer engagierten Vorstellung als Rechtsverteidiger nach dem Seitenwechsel.
"Der Coach weiß, wo meine Stärken liegen"
Dass sich Großkreutz immer behaupten will, war bereits am letzten Dienstag im idyllischen Borghorst zu sehen. Beim Testkick gegen die gastgebenden Preußen, die an sich verhalten in die Zweikämpfe gingen, wurde Großkreutz von seinem Gegenspieler Jonas Baumann in einer Szene etwas härter attackiert – die Retourkutsche ließ nicht lange auf sich warten. Während sich einige Zuschauer über das letztlich harmlose Revanchefoul echauffierten, klatschten die anderen Beifall. Es ist dieser Kampfgeist, diese Verbissenheit, sich auch in unbedeutenden Partien nichts gefallen zu lassen, wofür die Fans Großkreutz lieben. „Natürlich hat man in solchen Spielen die Möglichkeit dem Trainer zu zeigen, dass man unbedingt will. In meinem Fall denke ich, dass der Coach weiß, wo meine Stärken liegen“, sagt er.
Diese muss er auch in der anstehenden Trainingswoche zeigen, um sich am nächsten Wochenende wieder mit namhaften Spielern wie Leverkusens neuem Rechtsverteidiger Daniel Carvajal oder den Defensivspielern Lars Bender und Simon Rolfes messen zu dürfen. Denn ein Dasein als Auswechselspieler ist nichts für den Dortmunder Kämpfer. „Ich denke, dass ich mit meinen Auftritten in den Spielen und auch im Training bewiesen habe, dass ich in die Startelf gehöre“, betont er.