Der bei der holländischen Nationalmannschaft während der EM als „Stinkstiefel“ kritisierte Torjäger, der für die schlechte Stimmung im Team verantwortlich gemacht wurde, hat eine schwierige Zeit hinter sich und brach erstmals nach der deprimierenden Europameisterschaft sein Schweigen. Klaas-Jan Huntelaar, wie lange hatten Sie noch am vorzeitigen EM-Aus der Niederlande zu knabbern? Ich war froh, dass ich nach fünf Tagen in den Urlaub gehen konnte und von den weiteren Diskussionen nichts mehr mitbekommen habe. Das war wirklich keine einfache Zeit für mich, aber im Profifußball gibt es nun einmal Höhen und Tiefen.
In der Öffentlichkeit waren Sie aber einer der Sündenböcke. Sind Sie deshalb froh, zurück auf Schalke zu sein? Das empfinde ich nicht so. Es war nicht so negativ, wie es vielleicht in der Öffentlichkeit rübergekommen ist. Es ist doch klar, dass unsere Fans in den Niederlanden nach so einer Enttäuschung wie bei der Europameisterschaft sehr enttäuscht sind. Denn wir wollten ja eigentlich den Titel holen.
Jetzt ist mit Louis van Gaal ein neuer Bondscoach im Amt - ihre Meinung? Ich kenne ihn aus der U21 und freue mich auf die Zusammenarbeit. Er ist ein guter Trainer.
Warum sind Sie nach der Europameisterschaft erst einmal abgetaucht? Ich wollte einfach meine Ruhe haben und war froh, mit der Familie auf Ibiza endlich einmal durchatmen zu können. Selbst meinem Berater habe ich gesagt, dass ich meine Ruhe im Urlaub haben will und habe deshalb auch nur ein privates Handy mitgenommen.
"Ich kann alle Schalke-Fans beruhigen"
Auf Schalke fragen sich alle Fans: Werden Sie von Ihrer Ausstiegsklausel Gebrauch machen? Denn für 20 Millionen Euro können Sie Schalke sofort verlassen. Ich kann alle Schalke-Fans beruhigen. Am liebsten würde ich die Vorbereitung überspringen und sofort wieder in der Bundesliga loslegen.
Und wann verlängern Sie ihren Vertrag? Bis jetzt gab es noch keine Gelegenheit, weitere Gespräche mit dem Verein zu führen. Aber glauben Sie mir: Ich bin heiß und voll auf den FC Schalke 04 fokussiert.
Aber haben Sie nicht neue Stars gefordert als Bedingung für ihre Vertragsverlängerung? Der Verein hat doch schon zwei gestandene Bundesligaspieler verpflichtet. Barnetta kenne ich nicht so gut, er hatte in der vergangenen Saison ja viel Verletzungspech. Neustädter hat mit Borussia Mönchengladbach eine überragende Saison gespielt und war ein absoluter Leistungsträger.
Wie schwer wiegt für Schalke der Wechsel von Raúl? Natürlich ist Raúl nicht so einfach zu ersetzen. Aber wir haben eine Mannschaft, in der die jungen Spieler große Fortschritte gemacht haben und mit der Teilnahme an der Champions League weiter dazu gelernt haben. Mit Julian Draxler, José Manuel Jurado und Lewis Holtby haben wir Spieler mit großem Potenzial für die zentrale Mittelfeldposition.
Wären Sie bereit, als Schalke-Kapitän in der neuen Saison noch mehr Verantwortung zu übernehmen? Das kann ich mir vorstellen. Aber das wäre nicht entscheidend für mich. Viel wichtiger ist es für die Entwicklung des Vereins, dass wir auch in der neuen Saison gut als Mannschaft funktionieren. So gesehen braucht man elf Kapitäne auf dem Platz, wo jeder seine Rolle optimal ausfüllt.
Mit Luuk de Jong wird in Mönchengladbach wohl ein Landsmann von Ihnen seine Zelte aufschlagen. Wer schießt in der neuen Saison mehr Tore? Natürlich will ich mehr Tore schießen als de Jong. Aber er kann ruhig mehr Treffer erzielen, wenn wir dafür in der Bundesliga Erster sind.