Eigentlich hätten wir uns das alles sparen können. Der Mannschaft hinterherreisen, aus dem Trainingslager berichten, sich die Testspiele in La Manga anschauen, so wie wir das heute taten, als der BVB gegen Standard Lüttich antrat. Denn just bei diesem Spiel hatte sich einer der in Spanien überwinternden Senioren auf die Pressetribüne geschmuggelt und erklärte mir die Welt. Dass ich gerade nicht an Kommunikation interessiert war, interessierte nur sehr peripher. „Sind Sie Journalist?“ „Ja.“ „Aus Deutschland?“ „Ja.“ „Und dann berichten Sie über Spiele im Trainingslager?“ „Ja“. „Das könnten Sie sich auch sparen. Das interessiert keinen.“ „Na dann. Danke für die Information.“
Dermaßen desillusioniert machte das Spiel nur noch halb so viel Spaß. Zumal der Rentner, dessen kölscher Dialekt unschwer zu identifizieren war, keine Anstalten machte, sich einen anderen Platz zu suchen. Obwohl er vom Ordnungsdienst gleich mehrfach darauf hingewiesen worden war, dass er sich auf den Presseplätzen niedergelassen hatte. „Das macht nichts. Es is jenuch Platz für alle da.“ Und als Fußballfachmann erwies er sich schließlich auch noch. „Beim Owoyela is der Zenit schon vorbei. Aber der Japaner ist jut. Wie heißt der nochmal, Takahara?“
Erst als mein Nachbar sich aus dem Staub gemacht hatte, um „irjendwo watt zu saufen“ zu holen, konnten wir uns dann wieder auf das Spiel konzentrieren und es sah auch gar nicht so schlecht aus, was die Dortmunder so zu bieten hatten. Noch interessanter war allerdings ein Auto auf dem angrenzenden Parkplatz, das überraschenderweise nur wenig Aufmerksamkeit erregte. Denn dort hatte tatsächlich jemand sein Fahrzeug mit einer riesigen Schalkefahne umhüllt. Wirklich Anstoß nahm daran aber keiner der BVB-Fans, ebenso nicht an dem mutigen Zuschauer, der pünktlich zum Anpfiff der zweiten Halbzeit vom Bierstand ein langgezogenes „Schaaaaaalke“ anstimmte. Scheinbar hatte der doch noch „watt zu Saufen jefunden“.
Schließlich gab es dann aber doch noch Ärger. Als nämlich zwei ganz mutige Jungs besagte Schalke-Fahne hinter dem einen Tor hissten, da kochten die Emotionen kurzzeitig hoch. Nach einigen Diskussionen gaben sich die Knappen aber schließlich doch geschlagen und traten den Heimweg an. Nur einer stand noch immer am Bierstand ...