Im Sommer muss in La Manga wirklich die Post abgehen. Schließlich ist das kleine Städtchen voll von Apartmentanlagen, von Hotels jeder Kategorie und Preisklasse, Bars, Kneipen, Restaurants und Spielhallen. Im Winter allerdings sieht das Ganze etwas anders aus. Klar, Kneipen, Bars und Restaurants gibt es trotzdem, doch geöffnet ist dieser Tage – oder besser dieser Abende – kaum ein Lokal. Schmerzhaft erfahren mussten wir das, als wir uns am Abend auf die Suche nach einem Restaurant machten. Erst nach mehreren Kilometern - „immer die Straße lang, ist gar nicht weit“ - wurden wir fündig.
Allerdings waren wir beim Essen alleine, völlig alleine. Wie immer, wenn man durch die Straßen von La Manga geht. Denn zu dieser Jahreszeit verliert sich wirklich kaum ein Mensch in die von Betonblöcken völlig überfrachtete Stadt. Nur ganz selten einmal ist ein Handwerker zu beobachten, der sich an einem der Hotels zu schaffen macht, mitunter auch ein streunender Hund. Und eine Handvoll deutscher und britischer Touristen hat sich in unserem Hotel niedergelassen. „Nur noch drei Zimmer frei“, hatte mir mein Internet-Reise-Anbieter verkündet, als ich schon vor Monaten ein Zimmer gebucht hatte, die Realität freilich sieht eher so aus: In dem achtstöckigen Gebäude stehen nur drei Zimmer nicht leer. So viele Tische jedenfalls waren im Frühstücksraum belegt. Noch! Denn der eine oder andere Tischnachbar machte nun nicht mehr den allerfrischesten Eindruck, erst wir schafften es, den Altersschnitt im Speisesaal unter die 85-Jahr-Grenze zu drücken ...
"Jetzt haben die auch noch diesen Russ gekauft"
Zu einer ähnlichen Altersklasse wie die Hotelgäste gehörten auch die beiden rüstigen Rentner, die gemeinsam mit uns am Trainingsgelände der Dortmunder im weit außerhalb gelegenen „La Manga Club Ressort“ auftauchten. Der eine mit Mopped, der andere mit einem Elektroroller – aber beide bestens informiert. „Jetzt haben die auch noch diesen Russ gekauft“, wusste der mit Mopped und Mütze zu berichten, der scheinbar schon lange in Spanien lebt. „Von Kaiserslautern“. Und schließlich sorgte er auch noch für einige Aufregung bei seinem Gesprächspartner, als er verkündete: „Der ist auch heute schon mit dabei.“ „Da bin ich dann aber mal gespannt“, antwortete der Typ mit Sonnenbrille also. „Kaiserslautern fand ich schon immer gut. Die waren vor zwei Jahren auch schon mal hier.“
Leider lag der Experte aber auch damit knapp daneben. Für Aufklärung sorgte ein deutscher Auswanderer, der in Fußballfragen aber auch nur auf den ersten Blick etwas beleckter war. „Kaiserslautern war noch nie hier“, versicherte der uns und dem motorisierten Duo auf Nachfrage („Fragen Sie den mal. Der weiß alles über Fußball“). „Nur der HSV und 1860 Hoffenheim.“ Doch damit noch nicht genug. „Irgendwelche Holländer sind auch noch da“, verkündete er im Brustton der Überzeugung - und lag damit zumindest fast richtig. Denn dieser Tage teilt sich der BVB das Trainingsgelände mit Standard Lüttich.