Gerade einmal 22 Jahre alt ist Sven Bender, aus der Stammformation der Borussia ist er dennoch schon lange nicht mehr wegzudenken. Im Interview mit RevierSport spricht der „Vorarbeiter“ des BVB über den ewigen Konkurrenzkampf mit Zwillingsbruder Lars, über seine Anfänge als Fußballprofi sowie die Champions League. Und ganz nebenbei richtet er eine Kampfansage an die Bayern.
Sven Bender, während gut die Hälfte Ihrer Mitspieler bei diversen Nationalmannschaften weilt, hat Jogi Löw Sie diesmal nicht eingeladen. Enttäuscht?
Natürlich wäre ich gerne dabei gewesen. Aber ich kann es schon ein Stück weit verstehen, dass der Bundestrainer mich diesmal nicht berufen hat. Schließlich hatte ich in letzter Zeit immer wieder kleinere Verletzungen und er wusste nicht so genau, wie fit ich bin.
Tatsächlich fällt auf, dass Sie aus fast jedem Spiel mit kleineren Blessuren hervorgehen, am Wochenende aber sind Sie dann doch in den meisten Fällen einsatzbereit. Verspüren Sie keinen Schmerz?
Ich glaube schon, dass meine Grenze ein bisschen weiter oben liegt. Ich habe jedenfalls oft ein gutes Gefühl, obwohl ich kleinere Verletzungen habe, das stimmt. Das ist aber auch gar kein Problem, wenn man richtig aufpasst. Man darf nur nicht zu viel Risiko eingehen und muss sich selber in den richtigen Momenten zurücknehmen.
Haben Sie eine Erklärung dafür, dass Ihre Schmerzgrenze so weit oben liegt?
Ach, das war schon immer so. Meine Spielweise ist ja doch so, dass ich gerne mal dazwischen klopfe und auch gerne in Situationen reingehe, bei denen man sieht, das könnte jetzt wehtun. Damit habe ich nie ein Problem gehabt und wenn es mal weh tut, dann tut es halt eine Minute lang weh. Das gehört dazu. Die Bundesliga ist schließlich kein Kindergeburtstag.
Haben Sie sich diese Härte früher mit Ihrem Zwillingsbruder antrainiert? Na klar. Wir haben uns nicht nur im Training gegenseitig was auf Beine gegeben, sondern auch in der Freizeit. Das ist dann oft sogar ein bisschen weit gegangen. Man kann sich ja vorstellen, wie das zwischen Zwillingen ist, die genau gleich sind - und gleich stark. Wenn wir mit unseren Freunden gespielt haben, dann mussten die Spiele sogar oft abgebrochen werden. Das ist dann schon mal komplett ausgeartet und die anderen mussten uns schützen. Wir konnten einfach nicht gegeneinander verlieren.
Und das hat abgehärtet? Wir haben auf jeden Fall etwas mitgenommen. Du konntest ja nicht zugeben, dass du gegen deinen eigenen Bruder verloren hast. Deswegen haben wir uns immer gegenseitig gepusht. Und wenn mein Bruder dann mit Tischtennis angefangen hat, dann habe ich auch damit angefangen. Es konnte einfach nicht sein, dass er etwas konnte, was ich nicht kann.
[box_sonderheft_bvb] Einig waren Sie sich allerdings bei der Wahl Ihres Lieblingsklubs. Beide haben Sie früher den Münchner Löwen die Daumen gedrückt. In Oberbayern ist es so, dass du entweder Sechzger oder Bayer bist und wir haben das von unserem Vater mitbekommen, der schon immer Sechzig-Fan war. Das war nicht immer ganz einfach, weil die meisten Freunde von uns Bayern-Fans waren, aber wenn es nicht so gewesen wäre, dann wären Lars und ich wohl auch nicht zu 1860 gegangen. Unser Ziel war es immer, zu 1860 zu gehen. Und das war wirklich toll, dass wir dann bei dem Verein spielen konnten, von dem wir früher Fans waren.
Das heißt, wenn die Bayern angefragt hätten, dann hätten Sie nein gesagt? Ich weiß gar nicht mehr, wie das damals genau war, das haben ja alles unsere Eltern geregelt. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob die Bayern mal angefragt haben. 1860 hat einfach irgendwann angefragt und wir haben uns natürlich gleich für 60 entschieden.
Nach sechs Jahren in München ging es dann weiter nach Dortmund. Für Ihren Lieblingsklub war das sicher ein harter Schlag? Das kann man so nicht sagen. Wer weiß, wie es für mich und den Verein weitergegangen wäre, wäre ich geblieben. Fest steht nur, dass ich mit dem Schritt alles richtig gemacht habe. Ich bin jedenfalls glücklich damit.
Das können Sie als Deutscher Meister, Champions-League-Teilnehmer und Nationalspieler auch sein. Wovon haben Sie eigentlich am meisten geträumt? Eigentlich war es so, dass es Schritt für Schritt ging. Als wir klein waren, wollten wir beide einfach nur bei den Großen mitspielen. Dann haben wir bei 60 gespielt und gedacht, Du willst auch mal in der ersten Liga spielen und so ging es immer weiter. Im letzten Jahr durften wir schon mal in der Europa League spielen, jetzt in der Champions League. Man setzt sich immer neue Ziele und versucht dann, diese zu erreichen.