Der umstrittene Trainer Michael Oenning gerät beim Tabellenschlusslicht immer mehr in die Schusslinie. Bremen dagegen feierte seinen besten Saisonstart seit fünf Jahren, obwohl es im Vorfeld der Spielzeit mächtig gekracht hatte.
Für die Entscheidung zugunsten der Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf sorgte Torjäger Claudio Pizarro, der in der 52. Minute aus kurzer Distanz per Kopfball und in der 78. Minute mit einem fulminanten Schuss erfolgreich war. Dem ersten Tor war eine Unsicherheit des Hamburger Torhüters Jaroslav Drobny vorausgegangen - nicht der erste Patzer des Tschechen in dieser Saison.
In der Auftaktviertelstunde erarbeiteten sich die Gastgeber in ihrem 800. Bundesliga-Heimspiel nur ein leichtes Übergewicht, der HSV ließ sich noch nicht vollständig in die Defensive drängen und hielt dagegen. Die erste Torchance war jedoch den Bremern vorbehalten: In der achten Minute konnte Slobodan Rajkovic einen Kopfball von Marko Arnautovic zur Ecke klären. Zehn Minuten später vergab Pizarro vor 41.600 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion in aussichtsreicher Position.
Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit wurden die Grün-Weißen dominanter, die Gäste gerieten mehr und mehr unter Druck. Bei einem Gewaltschuss von Arnautovic (23.) zeichnete sich Drobny aus. Zudem traf der Grieche Sokratis per Kopfball die Querlatte (39.). Die Partie wurde härter, Schiedsrichter Manuel Gräfe aus Berlin musste bereits in den ersten 45 Minuten fünf Gelbe Karten ziehen, um die Schärfe aus dem Spiel zu nehmen.
Nach dem Seitenwechsel nahm das Spiel weiterhin einen einseitigen Verlauf. In der 48. Minute traf Pizarro ins Tor, doch der Unparteiische hatte ein Foul gesehen und erkannte den Treffer nicht an. Vier Minuten später gelang dem Peruaner dann ein gültiges Tor. Auch nach diesem Rückstand waren die Hamburger nicht in der Lage, die Partie ausgeglichen zu gestalten. Bremen dominierte im ersten Spiel nach dem Abschied von Per Mertesacker unverändert und schnürte den HSV in der eigenen Hälfte ein. In der 85. Minute hätte Aaron Hunt fast das 3:0 erzielt, kurz darauf gab Werder-Innenverteidiger Naldo ein Kurz-Comeback nach 16-monatiger Verletzungspause.
Stärkster Bremer war Marko Marin, der mit seinen Dribblings mehrfach Alarmstufe Rot im Hamburger Strafraum auslöste. Zudem überzeugte Pizarro. Beim HSV verdienten sich Jubilar David Jarolim (300. Bundesligaspiel) und Kapitän Heiko Westermann noch die besten Noten.
Die brisante Begegnung fand unter verschärften Sicherheitsbedingungen statt. Etwa 600 Polizisten wurden aufgeboten, um etwaige Ausschreitungen im Keim zu ersticken. Dennoch wurden im HSV-Fanblock sowohl beim Anpfiff als auch zu Beginn der zweiten Halbzeit Bengalische Feuer entzündet.