Es war auf der Jahreshauptversammlung am 19. Juni, als die S04-Vereinsführung ein „einig Schalke“ ausrief. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies sowie die Vorstände Peter Peters und Horst Heldt versuchten die Mitglieder auf eine neue Ära einzuschwören, die nach der finsteren Amtszeit von Felix Magath eigentlich gar keinen Impuls von oben brauchten.
Spätestens seit dem 1:0-Sieg am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach kann man getrost behaupten, dass zwischen Klub und Anhang so schnell kein Blatt mehr passt. Mit stehenden Ovationen feierten die Zuschauer in der Arena ihre Mannschaft, obwohl diese nach den jüngsten Fußballfesten gegen Köln und Helsinki diesmal „nur“ einen mühsamen Arbeitssieg erkämpft hatte. „Die Fans haben einen genauso großen Anteil an diesem Erfolg verdient wie die Spieler“, war Heldt von der Atmosphäre in der „Donnerhalle“ angetan.
Das Volk lechzt nach Helden, und davon hat diese Schalker Truppe stets einige zu bieten. War es am Donnerstag noch Klaas-Jan Huntelaar, so durfte diesmal der Publikumsliebling Raúl die Zuneigung der Kurve genießen. Die Fans verneigen sich vor ihrem „Senor“, der mal mit Kopfverband oder nun mit einem dicken Pflaster auf der Stirn rackert, ehe er sich selbst und seine Verehrer mit dem Siegtor belohnte. „Es macht zurzeit einfach unheimlich Spaß, der Mannschaft zuzuschauen und die Stimmung in der Arena zu erleben“, nahm Heldt seine dicke Gänsehaut noch lange mit in den Abend. „Wir haben eine junge Truppe beisammen, die einen Fußball voller Emotionen spielt. Klar, dass sie sich von der Begeisterung draußen tragen lässt, wenn es läuft.“
Es muss nicht immer das große Kino sein, mit dem die Königsblauen ihr Publikum begeistern. Manchmal reichen eben auch dreckige drei Punkte, um alle Beteiligten zufrieden zu stellen. „Das war unsere beste Leistung, die wir bisher abgeliefert haben“, meinte Heldt. „Das erste Zu-Null-Spiel freut uns sehr, wir können von einem gelungenen Start sprechen.“
Während Trainer Ralf Rangnick der Tabelle nach vier Spieltagen „noch keinen Stellenwert“ beimisst, sorgt bei Klaas-Jan Huntelaar der Blick aufs Ranking für ein überraschtes Schmunzeln. Auf das ihm zugeschmissene Stichwort, Schalke sei jetzt der „Bayern-Jäger“, war im Gesicht des Angreifers nur ein großes Fragezeichen zu sehen. „Was sind wir?“, staunte der „Hunter“.
Ein Jäger ist er schon, aber was haben die Bayern damit zu tun haben...?