Denn nachdem ihm Jogi Löw in einem Vier-Augen-Gespräch bereits eine Woche zuvor in Aussicht gestellt hatte, ihn in absehbarer Zeit für die Nationalmannschaft zu nominieren, war es nun tatsächlich so weit. Per SMS erfuhr der gebürtige Gelsenkirchener von seiner Berufung in Deutschlands Elite-Auswahl, die am kommenden Dienstag in Stuttgart auf Rekordweltmeister Brasilien trifft. Kurz darauf erreichte ihn ein Anruf von Dortmunds Pressesprecher Josef Schneck, der alle letzten Zweifel beseitigen konnte. „Für mich ist das die Krönung“, schwärmt Gündogan. „Für jeden Fußballer ist es schließlich der größte Traum, für die Nationalmannschaft nominiert zu werden.“
Bevor sich der 20-Jährige, der vor der Saison für rund vier Millionen Euro vom 1. FC Nürnberg zum BVB gewechselt war, gemeinsam mit seinen neuen Teamkollegen Mats Hummels, Sven Bender und Mario Götze am Sonntag auf den Weg in Baden-Württembergs Landeshauptstadt macht, stand ein nicht wirklich unbedeutenderer Termin für ihn an: Sein erstes Bundesligaspiel im schwarz-gelben Dress der Borussia. Es wurdeschließlich ein Debüt, das besser kaum hätte laufen können.
Gündogan jedenfalls zeigte sich nach dem Schlusspfiff höchst zufrieden. „Es war sehr schön, vor allem weil gewonnen haben“, fasste er zusammen „Wir haben eine gute Partie gemacht, zum Teil richtig gut kombiniert und auch in der Höhe verdient gewonnen.“
Überraschend war dabei vor allem, wie nahtlos sich Ilkay Gündogan in das Spiel der Borussia einfügte. Zwar agierte er (noch?) nicht so brillant, wie es sein Vorgänger, der nach Madrid abgewanderte Nuri Sahin, in der Vorsaison häufig gemacht hatte, doch abgesichert von Sven Bender, setzte er durchaus das eine oder andere offensive Ausrufezeichen. Auch wenn er sich darüber hinaus besonders bemühte, defensiv nichts anbrennen zu lassen. „Eigentlich bin ich mit meiner Leistung auch ganz zufrieden“, stimmte er schließlich zu, versicherte aber auch: „Es ist bestimmt noch Luft nach oben. Denn ich weiß, dass ich es in einigen Szenen nach vorne noch besser hätte ausspielen müssen.“
So selbstkritisch sich Gündogan gibt, so angesehen ist er bereits nach wenigen Wochen im Dortmunder Mannschaftskreis. Nichts ist zu spüren von Anpassungsproblemen, fast wirkt es so, als sei er schon Ewigkeiten dabei. Und begeistert so alle. Zum Beispiel seinen neuen Nebenmann Sven Bender, der ihn am Sonntag auch zur Nationalmannschaft begleitete. „Ilkay“, sagt der, „ist ein sehr, sehr guter Junge. Er hat eine enorm hohe Qualität.“
Am besten freilich gefällt Bender, dass es Gündogan, so wie Nuri Sahin, tendenziell eher nach vorne, also in die Hälfte des Gegners, als in Richtung des eigenen Tores zieht. „Ich bin wirklich froh“, versichert „Manni“, „dass er nicht der gleiche Spielertyp wie ich ist. Denn so kann ich ihm wie schon Nuri in der letzten Saison den Rücken freihalten, ihn absichern und er kann die Szenen nach vorne haben.“
Es scheint ganz so, als hätten sich hier zwei gesucht und gefunden.