Vor 11.300 Zuschauern hatte der Außenseiter sich in der Anfangsphase der Partie keineswegs versteckt. Zwar standen die Hausherren tief und wartete am eigenen Strafraum auf die schwarz-gelbe Angriffswelle, doch im Ballbesitz bemühte sich die Elf von Gerd Dais, schnell nach vorne zu spielen und hatte so auch die erste Gelegenheit. Der Schuss von Regis Dorn strich aber knapp am Kasten Roman Weidenfellers vorbei (6.).
Beeindruckt zeigte sich die Borussia, bei der Kapitän Sebastian Kehl im defensiven Mittelfeld etwas überraschend den Vorzug vor Sven Bender erhalten hatte, davon aber keineswegs. Im Gegenteil: Shinji Kagawa bediente Robert Lewandowski und der Pole vollendete kühl (10.). Es war der Auftakt zu einem Nachmittag, an dem zwar nicht alles nach Plan verlaufen sollte, an dem der BVB seine Pflichtaufgabe solide meisterte.
Allerdings hätte der Abend für den SVS, der nach einer kämpferischen, aber völlig harmlosen Vorstellung mit Standing Ovations verabschiedete wurde, noch deutlich deprimierender enden können. In Sachen Chancenverwertung nämlich ließen die Dortmunder wie gewohnt noch Luft nach oben. Zunächst landete Robert Lewandowskis Fallrückzieher genau in den Armen Daniel Ischdonats(14.), nichts viel später kam der Pole nach Shinji Kagawas scharfer Hereingabe nur einen Schritt zu spät. Und besser machte es auch Ilkay Gündogan nicht. Nach Kevin Großkreutz‘ Ablage verzog der Neue aus Nürnberg aus aussichtsreicher Position (29.).
Den Deutschen Meister der Saison 2010/11 zeichnete allerdings auch im ersten Pflichtspiel der Saison 2011/12 aus, dass er seine verschwenderische Chancenverwertung scheinbar ohne mit der Wimper zu zucken abschütteln kann. Denn auch Nachdem Mario Götze aus der Distanz knapp verzogen hatte (34.) und Robert Lewandowski, der ganz alleine auf Ischdonat zulief, am Keeper gescheitert war (42.), drückte der BVB, dominierte nach Belieben und verzeichnete schließlich gefühlte 90 Prozent Ballbesitz. So ruhig, so abgeklärt, so stoisch agierten die Westfalen dabei, dass trotz der knappen Halbzeitführung klar war – hier würde nichts mehr anbrennen.
Um den Sieg schließlich einzufahren und das Weiterkommen in die zweite Runde war nach dem Seitenwechsel noch nicht einmal eine große Leistungssteigerung von Nöten. Die Dortmunder spielten viel mehr weiter routiniert ihren Stiefel runter, kamen so zwangsläufig zu weiteren Chancen. Zunächst scheiterten Chris Löwe (52.) und Shinji Kagawa (55.) zwar noch knapp, dann aber war der Japaner zur Stelle und machte nach feiner Vorarbeit Ilkay Gündogans alles klar (57.). Somit war dem ambitionierten Drittligisten endgültig der Zahn gezogen. Kaum noch Gegenwehr leisteten die Badener, die Glück hatten, dass Kagawa (60.) und Gündogan (62.) weitere dicke Chancen nicht nutzten, ehe Robert Lewandowski den Schlusspunkt setzte (90.).
Dennoch machten sich die Borussen, bei denen in der Schlussphase nach Chris Löwe und Ilkay Gündogan auch Ivan Perisic und Moritz Leitner ihr Debüt im schwarz-gelben Dress feiern durften, schließlich zufrieden auf den Weg zurück in die Heimat. Schließlich hat die Elf von Jürgen Klopp mit dem Hamburger SV am kommenden Freitag noch ein ganz anderes Kaliber vor der Brust.