Ernsthaft wohlgemerkt. So schwirrten nach dem Europa-League-Spiel des BVB beim FC Sevilla zahllose Journalisten durch die Katakomben des Estadio Ramón Sánchez Pizjuán und erkundigten sich lautstark bei Barrios, wie es denn nun um seine Wechselgelüste bestellt sei. Schließlich machte damals ein angebliches Interesse von Real Madrid im spanischen Blätterwald die Runde.
Und auch bis in den tiefen Osten hatten sich die Knipserqualitäten des gebürtigen Argentiniers, der bei der Weltmeisterschaft für Paraguay aufgelaufen war, herumgesprochen. Im Winter unterbreitete Rubin Kasan der Borussia ein konkretes Angebot für den Angreifer, unlängst bot der russische Meister Zenit St. Petersburg gar 20 Millionen für den „Panther“. Allerdings vergeblich – der BVB schmettert alle Abwerbungsversuche entschlossen ab. Noch dieser Tage versicherte Hans-Joachim Watzke: „Wir werden nach Nuri Sahin keinen weiteren Leistungsträger mehr abgeben.“
Im Fall Barrios verwundert dies natürlich keineswegs. Schließlich hatte der im Laufe der Saison unter Beweis gestellt, dass er zu den besten Angreifern der Bundesliga gehört: 16 Tore und sechs Vorlagen sprechen eine deutliche Sprache. Und die Statistik hätte sogar noch deutlich imposanter ausfallen können, würde Barrios nicht an einer fast schon unheimlichen Alu-Allergie leiden. Gleich zehnmal (!) scheiterte er im Saisonverlauf an Latte oder Pfosten. Ein wahrlich rekordverdächtiger Wert.
Nur dem Selbstvertrauen des „Panthers“ konnte dies nichts anhaben. „Ich zweifle nie an mir, Druck kenne ich gar nicht“, verkündet der 26-Jährige im Brustton der Überzeugung. Schließlich ist der „Panther“ für die entscheidenden Tore bei der Borussia zuständig. So wie beim 4:1-Sieg gegen Hannover, als er die Weichen mit seinem Doppelpack endgültig auf Sieg stellte, oder in München, wo er die Borussia mit seinem Treffer zum 1:0 auf die Siegerstraße gebracht hatte. Oder auch am 30. Mai. Nachdem Raphael Schäfer einen Schuss von Mario Götze nicht hatte festhalten können, war Barrios zur Stelle und staubte zum 1:0 ab. Es war der Startschuss zur längsten Party des Jahres. Schließlich brachte der Sieg gegen den Club die Meisterschale endgültig unter Dach und Fach.
Ohnehin aber galt in der abgelaufenen Spielzeit: Wenn Barrios trifft, dann gewinnt der BVB. In 13 Spielen war der 26-Jährige erfolgreich, immer verließ die Borussia den Platz als Sieger. Der einzige Makel, der nach einer tollen Saison hängen blieb, war freilich, dass sich auch Barrios in die Reihe der Elfmeter-Versager einreihte. Denn nachdem Nuri Sahin bereits drei Strafstöße verschossen hatte, durfte sich Lucas im letzten Saisonspiel gegen Eintracht Frankfurt aus elf Metern versuchen. Doch auch Barrios scheiterte, wie nach ihm noch Leonardo Dede im gleichen Spiel. Den Jubelstürmen nach dem Schlusspfiff freilich tat dies keinen Abbruch mehr, Barrios schaffte es sogar die Latte des Tores vor der „Süd“ zu erklimmen und feierte auf dieser mit den Fans.
Während sich seine Mannschaftskollegen nach der Meisterfeier in alle Himmelsrichtungen verstreuten, steht für Barrios dieser Tage allerdings noch das nächste Highlight auf dem Programm. Schließlich reiste er unmittelbar nach den Meisterfeierlichkeiten nach Südamerika. In seiner „alten Heimat“ Argentinien steigt vom 1. bis 24. Juni die Copa America, das südamerikanische Pendant zur Europameisterschaft, bei der Barrios mit seiner „neuen Heimat“ Paraguay für Furore sorgen will. Zwar liegt der letzte von zwei Titelgewinnen der „Albirroja“ schon lange zurück (1953, 1979), doch wer weiß, mit der Dortmunder Borussia hatte vor der abgelaufenen Saison auch niemand so wirklich gerechnet ...