Am Ende war es ein 2:0-Sieg über den 1. FC Nürnberg, der aufgrund der gleichzeitigen Niederlage Bayer Leverkusens in Köln alle Dämme brechen ließ. Ganz Dortmund war an diesem Samstag im April ein einziges schwarz-gelbes Fahnenmeer.
Nachdem sich in den Wochen vor dem entscheidenden Sieg noch einmal unendlich viel Spannung aufgebaut hatte, weil der BVB aus sechs Spielen nur acht Punkte eingefahren hatte, und weil Verfolger „Vizekusen“ so ordentlich Boden gutgemacht hatte, entlud sich nun auf einen Schlag alle Anspannung, alle Vorfreude, alle Euphorie in einem ganz großen Knall: „Deutscher Meister wird nur der BVB!“, skandierte eine ganze Stadt. Es ist ein echtes Fußballmärchen, das Jürgen Klopp und seine Mannschaft geschrieben haben. „Niemand hatte uns vor der Saison auf dem Zettel“, erinnert sich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. „Das macht den Titel so besonders.“ Und in der Tat: In die Spielzeit gegangen war der BVB als eine Mannschaft, der Chancen auf einen Platz in der Europa League zugerechnet wurden, von den allergrößten Optimisten sogar ein Platz in der Champions League. Aber Deutscher Meister? Niemals!
Lange dauerte es allerdings nicht, bis sich das Bild in der öffentlichen Wahrnehmung änderte. In Rekordzeit mauserte sich der BVB vom Außenseiter zum Titelkandidaten Nummer eins. Abgesehen vom ersten Spieltag gegen Leverkusen (0:2) spielten die Schwarz-Gelben eine herausragende Runde. So emotional, so leidenschaftlich, so attraktiv, so intensiv – so echt. Innerhalb kürzester Zeit hatte diese junge Elf ganz Deutschland in ihren Bann gezogen. Zwar leistete sich die Borussia in der Rückrunde den einen oder anderen kleinen Hänger, am Ende aber stand sie dort, wo sie nach Meinung ALLER Experten auch hingehört. An der Tabellenspitze. Mit der Meisterschale in der Hand.
„Das Größte ist ja, dass wir die Meisterschale nach neun Jahren wieder nach NRW geholt haben. Das macht ja sonst keiner“, sagte Watzke und schickte so schöne Grüße in die Nachbarschaft, während Michael Zorc die Mannschaft in den höchsten Tönen lobte: „Dieser Titel ist die größte Leistung in der Geschichte von Borussia Dortmund.“
Widersprechen kann man dem Manager kaum. In der „Neuzeit“ jedenfalls vermochte kein Titelgewinn des BVB solche Emotionen hervorzurufen wie dieser. 1995 löste die Meisterschaft noch ähnliche Freude aus, der Triumph im Jahr 1996 indes wurde schon geschäftsmäßiger hingenommen und 2002 war er so teuer erkauft, dass es fast schon zwangsläufig klappen musste mit der Meisterschaft.
Und sogar den sonst so abgeklärten Hans-Joachim Watzke packte irgendwann die schwarz-gelb-intensive Leidenschaft: „Jeder Titel“, sagte er, „hat seine eigene Geschichte. Dieser Erfolg ist aber so besonders aufgrund der Altersstruktur, der Charakterstärke und des sensationellen Willens der Mannschaft. Und deshalb ist dieser Titel auch eine der größten Sensationen der letzte 20 Jahre.“